Individuelle Führung statt Generationendenke
In Führungs- und Ausbildungsebenen werden immer wieder die Eigenheiten der jeweiligen Generation X, Y und Z thematisiert. Insbesondere die Debatten über die Führungsstile, mit denen die Vorgesetzten diesen Generationentypen begegnen sollen, wird immer wieder auf ein Neues angefacht. Eine Studie hat jetzt herausgefunden: eine generationenabhängige Führung ist sinnlos. Gefragt ist stattdessen ein individueller Führungsstil, angepasst an die “Sieben Wertewelten”.
Jede Generation soll anders geführt werden?
Die “Generationendenke” unterteilt die Mitarbeiter in drei Typen:
- Generation X sind die zwischen 1965 und 1980 Geborenen. Im Beruf sind sie ehrgeizig und auf Karriere und Geldverdienen fokussiert.
- Generation Y kam zwischen 1980 und 1999 zur Welt. Für sie sind Prestige und Status weniger bedeutend, sie legen Wert auf eine Arbeit, die sinnstiftend ist.
- Generation X ist die Folgegeneration seit 1999. In ihrem Beruf möchten sie Karriere machen, allerdings eher wegen der Anerkennung, weniger um des Geldverdienens.
Abhängig vom jeweiligen Typ sollten Führungskräfte und Ausbilder ihren Stil entsprechend anpassen. Viel zu klischeehaft, behauptet nun eine Studie.
Sieben Wertewelten statt X, Y, Z
Die Studie “Wertewelten Arbeiten 4.0” der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) des Bundesarbeitsministeriums widerlegt diese Einteilungen und ihren Einfluss auf den Führungsstil. In 1.200 Tiefeninterviews mit Arbeitnehmern aller Altersgruppen fand man heraus, dass weniger der soziodemografische Hintergrund als vielmehr die individuellen Wertvorstellungen für die Bewertung der Arbeitswelt ausschlaggebend sind. Die Studienleiter teilen die Vorstellungen in sogenannte sieben Wertewelten ein, welche unabhängig von Alter und sozialer Schicht greifen:
- Sicherheit: 30 Prozent wünschen sich Sicherheit von ihrer Arbeit – aus finanzieller als auch gesellschaftlicher Sicht.
- Wertschätzung: 15 Prozent legen Wert auf finanzielle und zwischenmenschliche Wertschätzung im Beruf.
- Leistung: 15 Prozent wünschen sich die Möglichkeit, im Job Leistung erbringen zu können.
- Effizienz: 11 Prozent empfinden Verantwortung und Tempo nicht als Belastung, sondern motivierend.
- Selbstverwirklichung: 10 Prozent fordern Gestaltungsspielraum am Arbeitsplatz, in dem sie sich selbst verwirklichen können.
- Beruf und Familie: 14 Prozent streben nach Vereinbarkeit von Beruf- und Privat- bzw. Familienleben.
- Lebenssinn außerhalb des Berufs: 13 Prozent sehen den Sinn des Lebens eher außerhalb ihres Berufs.
Die Bedürfnisse unterscheiden sich also teilweise sehr stark. Ausbilder und Führungskräfte sollten eher individuell auf Azubis und Mitarbeiter eingehen, die verschiedenen Wertevorstellungen anerkennen und flexibel darauf reagieren.
Quelle: Handelsblatt vom 6.10.2016
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