Berliner Handwerk ist bei Abiturienten beliebt
Handwerk statt Studium – immer mehr Berliner Abiturienten treffen diese Entscheidung für sich. Rund 1.900, das sind fast doppelt so viele Schulabgänger mit Hochschulreife als noch vor 10 Jahren, haben aktuell eine handwerkliche Laufbahn eingeschlagen. Insgesamt hat mittlerweile fast jeder fünfte der 9.400 Auszubildenden im Berliner Handwerk Abitur.
Probleme selber lösen statt zu googeln
Einige Jugendliche haben es mit einem Studium probiert und sind dann ins Handwerk gewechselt. Sie “wollen die Probleme auf der Baustelle selber lösen, statt drei Stunden im Internet nach einer Formel zu suchen”, so Paul Brenz, 20-jähriger Azubi bei der B.I.N.S.S. GmbH in Weißensee. Trotz des hohen Praxisanteils hat es in vielen Handwerksberufen einen Imagewandel gegeben: Die Berufsbilder haben sich geändert und sind digitaler geworden, IT und Technik nehmen auch im Handwerk zu, damit sind die Ausbildungsansprüche gestiegen.
Prüfungen werden anspruchsvoller
Insgesamt hat die B.I.N.S.S. GmbH, ein Unternehmen für Sicherheitstechnik in diesem Jahr sechs von neun Auszubildenden mit Abitur eingestellt. Der Ausbilder, Jens Reißberger, freut sich. Er profitiert vom technischen Verständnis, gutem und selbstständigem Lernverhalten. Das sei vor allem für die Abschlussprüfung wichtig, bei der immerhin 50 Prozent durchfallen.
Kein Sprungbrett für ein Studium
Die Sorge, dass die Abiturienten die Ausbildung als Sprungbrett für ein späteres Studium nutzen, hat die Kammer nicht. Bei der B.I.N.S.S. GmbH bleiben 20 von 30 ausgebildeten Mitarbeitern bis zu 20 Jahren im Unternehmen. Insgesamt ist aber auch bei den Berlinern die Zahl der Auszubildenden im Handwerk gesunken: Waren es vor zehn Jahren noch 5.500 Ausbildungsverträge, sind es heute nur noch 3.800. 631 Ausbildungsplätze sind seit dem Start am 1. September offen geblieben.