DGB-Studie: Der Azubi-Mangel existiert nicht
Die Klage vieler Unternehmen, es gebe nicht mehr ausreichend Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt, wird von den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) unterstützt. Demnach gab es Ende September dieses Jahres noch 43.500 freie Ausbildungsplätze, aber nur 20.000 Bewerber auf der Suche. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat sich die Zahlen genauer angesehen und sagt nun: Der Azubi-Mangel ist ein Märchen.
Nicht “ausbildungsreife” oder in Maßnahmen “geparkte” Bewerber fehlen in der Statistik
Richtig ist, dass 20.000 Jugendliche in 2016 keine Lehrstelle oder eine Ersatzmaßnahme bekommen haben, also laut BA offiziell “unversorgt” sind. Hier wurden aber nur die Bewerber erfasst, die als “ausbildungsreif” gelten. Alle übrigen tauchen in der Statistik nicht auf. Der DGB kritisiert weiter: Zehntausende junge Menschen, die formal als ausbildungsreif eingestuft wurden, haben keine Lehrstelle, gelten laut BA aber trotzdem als “versorgt”, weil sie ein Praktikum oder eine berufsvorbereitende Maßnahme absolvieren.
Zahl der “unversorgten” Bewerber deutlich höher als die der freien Ausbildungsplätze
Der Gewerkschaftsbund zieht deshalb ein anderes Fazit – rund 283.000 Jugendliche wurden von der Bundesagentur für Arbeit zwar als ausbildungsreif eingestuft, haben aber dennoch keinen Ausbildungsplatz. Der größte Teil von ihnen befindet sich in Ersatzmaßnahmen, damit besteht kaum eine Chance auf eine Ausbildungsabschluss in den nächsten Jahren. Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des DGB kritisiert, dass noch ca. 60.000 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, müssten also demnach als “unversorgt” gelten. Insgesamt erhöht sich die Zahl der Bewerber ohne Ausbildungsplatz damit auf 80.000 – deutlich mehr also als die 43.500 freien Ausbildungsplätze.
Hohe Zahl von jungen Menschen ohne Berufsabschluss
Hannack sieht anhand dieser Daten keinen Anlass, von einem Bewerbermangel zu sprechen. Diese Zahlen erklären aus ihrer Sicht auch die in Deutschland lebenden 1,2 Millionen Menschen ohne Berufsabschluss im Alter von 20 bis 29 Jahren.
Quelle: Spiegel Online vom 02.11.2016