Azubis als Bildungsbotschafter in den USA
Während seiner letzten Amtszeit hat Barack Obama immer wieder die Vorteile des deutschen Ausbildungssystems hervorgehoben. In Deutschland beenden die Jugendlichen die Berufsschule mit einem Abschluss, der zu den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes passt. Nun machen deutsche Azubis direkt in US-Unternehmen als Bildungsbotschafter Werbung für das duale System.
“Azubis in die USA”
Die Joachim Herz Stiftung aus Hamburg fördert mit dem Projekt “Azubis in die USA” Auszubildende aus Hamburg und Bayern, die in einem Auslandspraktikum neue Erfahrungen machen wollen. Insgesamt 25 Jugendliche erhalten die Möglichkeit, in Atlanta, Georgia, sechs bis zehn Wochen entweder ein College mit Fachkursen zu besuchen (inklusive Firmenbesuche) oder ein Kursprogramm mit anschließendem Betriebspraktikum zu absolvieren.
Azubis fachlich oft besser qualifiziert
Damit gehören sie fast schon zu einer Elite, denn insgesamt erhalten bundesweit nur vier Prozent eines Azubi-Jahrgangs die Chance auf einen Auslandsaufenthalt. Nicht selten machen sie vor Ort die Erfahrung, dass sie fachlich oft besser qualifiziert sind als die dortigen Mitarbeiter. Gerade dieser Punkt trägt dazu bei, dass sich die duale Ausbildung zu einem Exportschlager in den USA entwickelt hat.
Fachkräftemangel durch Akademisierung
Dort macht sich aktuell der durch die sehr akademisch geprägte Berufsausbildung bedingte Fachkräftemangel bemerkbar. Zudem haben die Collegeabsolventen nach ihrem Abschluss häufig Schwierigkeiten, in der realen Arbeitswelt Anschluss zu finden. Junge US-Amerikaner sind erstaunt, wenn sie hören, wie gut die deutschen Azubis ausgebildet und, zusätzlich zur hohen Übernahmequote, dafür auch noch bezahlt werden.
Entwicklung steht noch am Anfang
Denn in den USA werden die Ausbildungskosten nicht von den Unternehmen übernommen, für die Qualifizierung hat jeder selbst zu sorgen. Eine Ausbildung ist oft nur die zweite Wahl, eine Entwicklung, die auch in Deutschland angekommen ist, trotz aller Vorteile des dualen Systems. Dennoch ist der Trend zur zweigleisigen Ausbildung in den USA erkennbar, auch wenn die Entwicklung noch am Anfang steht.
Netzwerke erweitern den Horizont
Die Azubis erweitern während des Aufenthaltes ihres interkulturellen Handlungskompetenzen, zusätzlich zu ihren Sprach- und Fachkenntnissen. Es entstehen internationale Netzwerke, die sowohl für die deutschen Unternehmen als auch für die Partner im Ausland von Vorteil sind.
Quelle: Aufbrüche – Das Bildungsmagazin. S. 20-21.