Wettbewerb um Azubis in der Landwirtschaft
Noch ist die Zahl der Auszubildenden in der Landwirtschaft nicht zurückgegangen. Dennoch prognostiziert Werner Schwarz, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) einen Rückgang der Azubis und damit einen Fach- und Führungskräftemangel, der sich von Ost nach West bewegen werde.
Immer mehr Azubis ohne landwirtschaftlichen Hintergrund
Auf der DBV-Tagung in Berlin tauschten sich Experten u.a. zu der Qualität in der landwirtschaftlichen Ausbildung aus. Schwierig sei z. B., dass immer mehr Azubis aus Familien ohne landwirtschaftlichen Hintergrund kommen. Damit konkurrieren die Landwirte nicht mehr nur untereinander um die Auszubildenden, sondern auch mit Industrie und Handwerk.
“Schwarze Schafe” sorgen für schlechtes Image
Die gute Ausbildung steht und fällt mit dem Verhältnis zum Ausbilder – ist diese nicht gut, helfen auch positive Rahmenbedingungen nicht. Aber auch diese bzw. das Fehlen derselben sind häufig der Grund für Probleme in der Ausbildung: Immer noch gibt es “schwarze Schafe”, bei denen lange Arbeitszeiten, viele Wochenenddienste und geringe Vergütung an der Tagesordnung seien. Wer seinen Azubi nach Abzug von Kost und Logis mit 100 Euro im Monat nach Hause schickt, habe im Zeitalter von Facebook und Co. nicht verstanden, dass sich solche Bedingungen doch sehr schnell herumsprechen, so Burkhard Schulte-Bories, Ausbildungsberater aus NRW. Das schade letztlich der ganzen Branche. In solchen Fällen fährt er selbst mit einem Praktiker auf den Hof, um mit dem Ausbilder zu reden.
Berufswunsch vom Vater?
Um eine gute Beziehungsbasis zwischen Ausbilder und Lehrling zu schaffen, ist des wichtig, vorab mit den Jugendlichen allein zu reden. Nicht selten ist es z. B. Wunsch des Vaters, dass Sohn oder Tochter den Beruf Landwirt lernen sollen. Steckt eigener Antrieb hinter der Bewerbung, ist es wichtig, ein Probearbeiten für einige Wochen zu vereinbaren, um herauszufinden, ob der Beruf tatsächlich den Vorstellungen entspricht. Wenn es dann immer noch “stimmt”, ist es Sache des Ausbilder, den Azubis Spaß an der Arbeit zu vermitteln und zu erhalten.
Zu wenig Praxisbezug in den Berufsschulen
Problematisch sei auch die Lage in den Berufsschulen, so Erwin Köster, Berufsschullehrer aus Münster: Hier hätten viele Lehrer, die für die Azubis aus der Landwirtschaft zuständig sind, keinen “Stallgeruch” mehr. Das kann dazu führen, dass sie von den Azubis nicht ernst genommen werden, die Ausbildungsqualität leidet entsprechend darunter. Auch das Agrarstudium trage dazu bei, da es zu speziell sei und nur wenig Praxisbezug habe.
Quelle: topagrar vom 27.09.2017.