Assistierte Ausbildung soll in NRW ausgeweitet werden
Aktuell erhalten in NRW 2.800 Azubis Unterstützung durch einen Betreuer, weil sie mit schlechten Noten oder privaten Problemen in die Ausbildung gestartet sind. Das Modell der “Assistierten Ausbildung” (AsA), das es seit 2015 gibt, soll nun ausgeweitet werden, wenn es nach den Arbeits- und Sozialministern der Länder geht. Doch Betriebe und auch Jugendliche sind skeptisch.
Lernschwache Jugendliche bekommen eine Chance
Die Bundesagentur für Arbeit ist von dem Modell überzeugt: Mit dieser Hilfe durch Spezialisten sei es möglich, dass lernbeeinträchtigte Jugendliche einen normalen Berufsabschluss machen können. Sie werden bereits ab der Ausbildungsplatzsuche und während der ganzen Ausbildungszeit über einen Träger unterstützt. Die Hilfe selbst falle dabei sehr individuell aus, es kann z. B. zusätzlicher Sprachunterricht oder Unterstützung bei privaten Schwierigkeiten sein. Jugendliche mit großen Schulschwächen oder Migrationshintergrund bekämen eine Chance, sich zu beweisen, abseits von Schulnoten und Zeugnissen.
Jugendliche und Betriebe sind skeptisch
Aber Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, ist skeptisch, denn bislang reagieren sowohl Unternehmen als auch die Jugendlichen selbst eher verhalten auf das Angebot. Die eingekauften Plätze der Agentur für Arbeit konnten von Anfang an nicht komplett besetzt werden, trotz der Werbung, die auch die Kammer dafür gemacht hat. Bei vielen Jugendlichen fehlt der Wille, sich über längere Zeit an einen Betreuer zu binden. Die Betriebe wiederum haben nur wenig Interesse, Azubis mit hohem Förderbedarf anzunehmen und sich dazu noch mit einem Betreuer regelmäßig abstimmen zu müssen. Der Anreiz, an dem AsA teilzunehmen, sei für die Zielgruppe einfach zu gering.
Hilfreich nur für Flüchtlinge?
Ehlert spricht sich dennoch für das Programm aus, um z. B. jungen Geflüchteten eine Berufsausbildung zu ermöglichen, insbesondere im Handwerk. Das sieht die Arbeitsagentur und das NRW-Arbeitsministerium anders: Die AsA sei übergreifend, also für Jugendliche unabhängig von der Herkunft und für alle Branchen geeignet. Die Handwerkskammer warnt dagegen vor weiteren “Experimenten” mit dem System der dualen Ausbildung, wie z. B. die “Ausbildung light”, bei der Teile einer Ausbildung in zeitlich unabhängigen Modulen absolviert werden können. Die Handwerksbetriebe benötigen Fachkräfte, die umfassend ausgebildet sind und beim Kunden durch ihr Auftreten überzeugen.
Quelle: NRZ.de vom 12.03.2018.