OECD-Studie: Immer noch zu viele junge Erwachsene ohne Ausbildung
In der OECD-Studie “Bildung auf einen Blick” liegt der Fokus in diesem Jahr auf Chancengerechtigkeit. Da hat Deutschland noch Nachholbedarf, denn rund 13 Prozent der 25- bis 34-Jährigen haben weder Abitur noch einen berufsbildenden Abschluss (Sekundar-II-Abschluss).
“Ökonomisch vergeudetes Potenzial”
Für Heino von Meyer, Leiter des OECD Berlin Centers, ist das ein “ökonomisch vergeudetes Potenzial”. Eigentlich sieht es auf den ersten Blick nicht so schlecht aus für Deutschland, denn verglichen mit den anderen 35 OECD-Ländern, haben 85 Prozent der jungen Erwachsenen hierzulande einen Sekundar-II-Abschluss. Doch z. B. im Vergleich zu Kanada, Tschechische Republik, Korea, Polen und Slowenien ist es noch nicht gelungen, den Anteil der Nicht-Ausgebildeten auf unter 10 Prozent zu senken.
Jeder Vierte ohne Ausbildung hat keine Beschäftigung
Denn gerade dieser Anteil hat es auf dem Arbeitsmarkt zunehmend schwer, in Deutschland sind davon nur 55 Prozent erwerbstätig. Mit Berufsausbildung oder Studium sind es 84 Prozent. Insbesondere bei den im Ausland geborenen jungen Erwachsenen ist jeder Vierte ohne Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung.
Alter entscheidend für Ausbildungserfolg
Das hängt natürlich auch mit der hohen Zuwanderungsquote junger Flüchtlinge in den letzten Jahren zusammen. Dabei spielt das Alter der Flüchtlinge eine große Rolle, denn von denen, die mit 16 Jahren oder später nach Deutschland gekommen sind, haben 32 Prozent keine Ausbildung. Bei denen, die mit spätestens 15 Jahren kamen, beträgt die Quote nur 11 Prozent.
Ausbildung schafft gute Integration
Anja Karliczek (CDU) ist überzeugt, dass gerade das zweigleisige Bildungssystem in Deutschland dazu beiträgt, junge Flüchtlinge zu integrieren. Die Zahlen geben ihr Recht, denn die Anteile beruflich Gebildeter mit Beschäftigung liegen mit 82 Prozent bei den in Deutschland geborenen und junge Zugewanderten auf einer Höhe. Sie will die Gleichwertigkeit beider Bildungswege, duale Ausbildung und Studium, stärken, z. B. das duale Studium weiter entwickeln.
Keine Akademikerschwemme
Eine Akademikerschwemme sei aber nicht in Sicht, so von Meyer. Der Anteil der 25- bis 34-Jährigen mit einem tertiären Abschluss (Hochschulabschluss oder Handwerksmeister) sei zwar in den letzten zehn Jahren von 23 auf 31 Prozent gestiegen, liegt aber immer noch 10 Prozent unter dem OECD-Durchschnitt.
Deutschland hat die ältesten Lehrer
Gewarnt wird aber vor einem Fachkräftemangel bei den Lehrern – die deutschen Lehrkräfte sind mit mindestens 50 Jahren in den Sekundarbereichen I (47 Prozent) und II (41 Prozent) die ältesten weltweit. Am Gehalt kann es nicht liegen, denn Lehrer verdienen in Deutschland OECD-weit am meisten. Helmut Holter (Linke), Vorsitzender der Kultusministerkonferenz will durch mehr Wertschätzung für das Lehramtsstudium werben. Das gelte auch für Quereinsteiger.
Quelle: Tagesspiegel vom 11.09.2018