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Wie vermittelt man Soft Skills?

Start der Blog-Serie: Team- und Kommunikationsfähigkeit

Team- und Kommunikationsfähigkeit
Stefan Macke

Gast-Blog von Stefan Macke

Soft Skills sind in der heutigen Zeit aus der Ausbildung nicht mehr wegzudenken. Azubis sollen zu eigenständigen, engagierten Mitarbeitern ausgebildet werden, nicht zu Befehlsempfängern, die stumpf ihre Arbeit verrichten. In dieser Blog-Reihe zeige ich Ihnen konkrete Beispiele, um Fähigkeiten wie Kommunikation und Qualitätsbewusstsein in der Ausbildung zu vermitteln.

Das kostet Zeit, ist aber langfristig eine sinnvolle Investition in qualifizierte Mitarbeiter. Und bei vielen Ideen hat nicht nur der Azubi etwas davon, sondern auch der Ausbilder und sogar andere Kollegen im Unternehmen.

Ohne soziale Kompetenzen geht es nicht

Als Ausbilderinnen und Ausbilder haben wir einen anspruchsvollen Job. Neben den fachlichen Inhalten, die je nach Ausbildungsberuf schon sehr umfangreich und vielseitig sind, müssen wir den Auszubildenden auch noch verschiedene Soft Skills vermitteln. Ohne soziale Kompetenzen wie die folgenden, können wir unsere Nachwuchskräfte heutzutage nicht mehr in die Arbeitswelt entlassen:

  • Team- und Kommunikationsfähigkeit
  • Kritikfähigkeit
  • Selbstreflektion
  • Selbstständiges Lernen
  • Qualitätsbewusstsein
  • Präsentationstechnik

Doch wie bringen wir jungen Menschen diese Fähigkeiten bei? Wie machen wir unsere Azubis zu Teamplayern und selbstreflektierten Mitarbeitern, die sich ständig weiterbilden und ein hohes Qualitätsbewusstsein für ihre Arbeit mitbringen?

Auf die praktische Umsetzbarkeit kommt es an

In diesem Artikel möchte ich keine wissenschaftliche Herangehensweise vorstellen, sondern meine eigenen Erfahrungen aus der Praxis als Ausbilder im IT-Bereich schildern. Anhand von konkreten Beispielen zeige ich, wie wir im Ausbildungsberuf “Fachinformatiker Anwendungsentwicklung” bei der ALTE OLDENBURGER Krankenversicherung AG mit der Herausforderung umgehen, den Auszubildenden nicht nur das Programmieren beizubringen, sondern auch die oben genannten Kompetenzen zu vermitteln. Der Fokus liegt vor allem auf der Umsetzbarkeit in der Praxis, sodass Sie keine teuren Ressourcen benötigen, sondern nur ein wenig Zeit. Die hier beschriebenen Ideen werden durch konkrete Maßnahmen aus meinem Ausbildungsalltag verdeutlicht.

Früh in die Teamarbeit einbeziehen

Die Arbeit im Team lernt man nicht aus Büchern, sondern indem man mit anderen Menschen gemeinsam an Aufgaben arbeitet. Dabei muss es sich nicht gleich um große Projekte handeln. Auch anhand von kleinen Aufgaben können die Jugendlichen Dinge wie wertschätzende Kommunikation, gemeinsames Problemlösen oder faire Aufgabenverteilung lernen. Die Auszubildenden sollten möglichst frühzeitig in die Teamarbeit einbezogen werden. Wenn das aufgrund fehlender Erfahrung nicht möglich ist, können Sie spezielle Azubi-Projekte zum Einstieg nutzen. Legen Sie den Fokus dann aber explizit auf die gemeinsame Arbeit und nicht auf das Erlernen der fachlichen Inhalte.

“Pair Programming”

Ein konkretes Beispiel aus der Praxis in unserem Unternehmen ist das “Pair Programming” in den Projekten der Auszubildenden. Dabei arbeitet ein Anwendungsentwickler nicht allein an seinem Programm, sondern teilt sich Bildschirm, Tastatur und Maus mit einem Programmier-Partner oder einer -Partnerin. In regelmäßigen Abständen wird dabei zwischen den Rollen des “Fahrers”, der mit Maus und Tastatur die Eingaben macht, und des “Navigators”, der den Blick für das große Ganze hat und auf Fehler achtet, gewechselt. So lernen beide Partner nicht nur den Umgang mit der Programmiersprache, sondern auch den direkten Austausch mit einem anderen Teammitglied. Die Beteiligten müssen laufend die eigenen Entscheidungen begründen, Vor- und Nachteile von alternativen Umsetzungsmöglichkeiten diskutieren und gemeinsame Lösungen entwickeln.

Übertragbarkeit auf andere Berufe

Das Pair Programming ist eine etablierte Technik im Bereich der Softwareentwicklung und wird auch nach der Ausbildung in vielen Unternehmen eingesetzt. Dieses Prinzip lässt sich sicherlich auf viele andere Berufe übertragen. Letztlich arbeitet man eben nicht mehr alleine an seiner Aufgabe, sondern gemeinsam mit einem Teammitglied. Ob dabei nun programmiert oder z.B. ein Tisch gefertigt wird, ist unerheblich.

Kein doppelter Zeitaufwand

In mehreren Studien wurde übrigens nachgewiesen, dass Pair Programming nicht den doppelten zeitlichen Aufwand erfordert. Obwohl scheinbar zwei Personen die Arbeit von einer machen, kommt es durch das Vieraugenprinzip zu deutlich weniger Fehlern und zum Abbau von “Kopfmonopolen”, was langfristig sogar Zeit einsparen kann. Ganz nebenbei steigt übrigens auch noch die Ergebnisqualität.

Zeitfaktor für diese Maßnahme: Der zeitliche Aufwand kann frei gesteuert werden. Zwei Stunden sollte eine Sitzung aber mindestens dauern, damit sich die beiden Partner aufeinander einstellen, das Problem verstehen und produktiv werden können.

Über Stefan Macke:

Stefan Macke ist Softwareentwickler und -architekt bei der ALTE OLDENBURGER Krankenversicherung AG aus Vechta. Seit 2007 ist er dort außerdem Ausbilder für Fachinformatiker der Fachrichtung Anwendungsentwicklung und seit 2009 auch IHK-Prüfer in Oldenburg in diesem Beruf. Seine Erfahrungen in der Ausbildung teilt er in seinem Podcast unter http://anwendungsentwicklerpodcast.de.

Wie vermitteln Sie in Ihrer Ausbildung Soft Skills? Haben Sie noch weitere Maßnahmen, die Sie empfehlen können?

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