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Digitale Schule in Holland gescheitert

digitale schule

In Deutschland wird das Tempo der Digitalisierung im Bildungssystem oft kritisiert: Keine Budgets für die technische Ausstattung, keine ausreichende Internetanbindung, wenig geschultes Lehrpersonal. Holland ist in dieser Hinsicht deutlich weiter entwickelt, hat aber jetzt die Erfahrung gemacht, das ein rein digitales Bildungskonzept auch scheitern kann.

Noch kein einheitliches digitales Lehrkonzept in Deutschland

Während hierzulande noch Unklarheit darüber herrscht, wie man die fünf Milliarden für den “Digitalpakt#D” der Bundesregierung bis 2022 am Besten anlegt, ist die Bildungslandschaft bei den Nachbarn schon etwas weiter – im Scheitern eines digitalen Lehrkonzepts. Die Grundlagen waren alle vorhanden: gute technische Infrastruktur, kaum Berührungsängste bei den Lehrern vor dem Medieneinsatz im Unterricht. In Holland kann jeder eine Schule gründen und nach eigenen Methoden unterrichten, solange die vom Bildungsministerium gesetzten Lernziele erreicht werden. Das nutzte der prominenten Meinungsforscher Maurice de Hond 2013, um die “Steve-Jobs-Schulen” zu gründen.

“O4NT” – Unterricht für eine neue Zeit

An dieser Schulform sollte individuelles Lernen, durch Computer unterstützt, in der Schule und zu Hause stattfinden. Die Lehrer hatten eher die Rolle eines “Coach” und unterstützten die Schüler bei dem von ihnen selbstbestimmten Lerntempo. Das “O4NT” genannte Konzept (“Unterricht für eine neue Zeit”) sollte auch ins Ausland exportiert werden. Aktuell gilt das Konzept allerdings als gescheitert, obwohl viele Lehrer diese Schulform unterstützt haben. Allein die Eltern stehen dieser Art des rein digitalen Lernens sehr kritisch gegenüber, weil viele sich den Umgang mit einem Buch in der Schule explizit wünschen. Tatsächlich wurde der Erwerb von Basiswissen und -fähigkeiten vernachlässigt. Kinder, die später an andere Schulformen wechselten, lagen im Vergleich zu den Altersgenossen weit zurück.

Nur in Mathe profitieren Schüler vom rein digitalen Lernen

Joost Mejer vom Kohnstamm-Institut der Universität Amsterdam beschäftigt sich mit den Effekten des digitalen Lernens und meint: Das rein digitale Lernen fördert nur in Mathematik die Motivation, nicht aber in den anderen Fächern. Die Qualität an den Steve-Jobs-Schulen ließ insgesamt nach, Inspektoren der Schulbehörde wurden zu regelmäßigen Kontrollen geschickt. Das ließ die Schülerzahlen sinken und damit auch die Einnahmen, welche zur Erhaltung der technischen Infrastruktur aber dringend notwendig waren. Am Ende waren die Betreiber zahlungsunfähig. Der Namensgeber der Schulen, Steve Jobs, soll sich übrigens selbst gegen iPads im Unterricht ausgesprochen haben.

Quelle: www.focus.de vom 10.10.2018.

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