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Marktplatz statt Einsatzplan: Bei Swisscom bewerben sich Azubis um Projekte

Swisscom-Marktplatz für Azubi-Projekte
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Beim Telekom-Unternehmen Swisscom wurde vor über 10 Jahren das Berufsbildungssystem umgestellt: Die Azubis haben keinen festgezurrten Einsatzplan mehr, sondern bewerben sich auf einem internen Online-Marktplatz auf “Qualiprojekte”, in denen sie zwischen drei und sechs Monaten ihre Fähigkeiten einbringen und lernen können.

Projektarbeit statt Einsatzplan

Während die meisten Azubis sich in einer Art “Lotteriesystem” bewegen, in dem sie sich während der vorgeschriebenen wechselnden Ausbildungsphasen entweder wohlfühlen oder durchbeißen müssen, können die 900 Lernenden bei der Swisscom sich auf dem Marktplatz um eine Projektmitarbeit für drei oder sechs Monate bewerben, die für sie geeignet scheint.

Nach dem Projekt ist vor dem Projekt

Die Projekte werden von Swisscom-Mitarbeitern ausgeschrieben, diese wählen auch die für das Projekt geeigneten Bewerber aus. Natürlich müssen sich Azubis auch mal mit der 2. oder 3. Wahl zufrieden geben, allerdings wird niemand gegen seinen Willen einem Projekt zugeteilt. Endet ein Projekt, müssen Bewerbungen für das nächste geschrieben werden.

Arbeitsmarktfähigkeit unterstützen

Der Verantwortliche bei Swisscom für die berufsbildungspolitische Zusammenarbeit, Steven Walsh, will mit diesem System die Arbeitsmarktfähigkeit der Lernenden unterstützen. Dazu gehören nicht nur fachliche und soziale Kompetenzen, sondern auch, diese im Bewerbungsprozess sichtbar zu machen.

Selbstbild rückt näher an die Realität

Dass damit “Blender”, die sich nur gut verkaufen können, gefördert werden, sieht er nicht – wer seinen Ausbildungsstand falsch einschätzt, bekäme dies im Projektalltag zu spüren. Diese Momente von Über-, aber auch Unterforderung sind zwar für den Betreffenden unangenehm, rücken das Selbstbild aber auch wieder näher an die Realität.

Coaches sorgen für die Einhaltung des Bildungsplans

Trotzdem muss bei der ganzen Projektarbeit auch ein Bildungsplan mit vorgeschriebenen Lerninhalten eingehalten werden. Coaches begleiten die Azubis, kümmern sich um schulische Themen und Zielvereinbarungen und wissen, welche Inhalte noch fehlen. Sie entlasten die Vorgesetzten, die sich auf die rein fachliche Vermittlung von Inhalten konzentrieren können. Während der Ausbildung werden die Lehrlinge immer selbstständiger, es gibt aber bewusst auch “Freiraum für Fehler”.

Entscheidend ist, wer zur Kultur passt

Der Marktplatz macht das Unternehmen attraktiv für Bewerber – dabei haben nicht nur diejenigen mit Bestnoten eine Chance. Wichtiger sei, so Walsh, dass der Kandidat zur Unternehmenskultur passe. Natürlich lässt sich das System nicht direkt auf andere Unternehmen übertragen, für den Konzern funktioniert es aber bislang sehr gut.

Quelle: www.nzz.ch vom 16.10.2018.

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