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Interview mit Ausbildungsleiter Klaus Trayer

„Das Gesamtpaket muss stimmen“, sagt Klaus Trayer, Ausbildungsleiter und Ausbildungsbeauftragter bei der DOLL Fahrzeugbau GmbH.

©DOLL Fahrzeugbau GmbH

Wie Auszubildende dauerhaft motiviert werden können und was er über die Zukunft der Ausbildung denkt, verrät er im Interview.

Klaus Trayer ist seit 2000 Ausbildungsbeauftragter, seit 2008 Ausbildungsleiter und seit 2014 Geprüfter Berufspädagoge. Er betreut 20 Azubis und 2 dual Studierende.

Was macht in Ihren Augen die Ausbildung bei DOLL besonders?

Es ist die Freiheit, viel in der Ausbildung ausprobieren zu dürfen und das in einer Kombination mit einem sehr interessanten Produktportfolio, welches so viele Optionen und Möglichkeiten bietet. Dazu zählt aber vor allem die intensive Betreuung in allen Ausbildungsbereichen, verbunden mit der Unterstützung durch die Geschäftsführung. Wir bilden in 7 verschiedenen Ausbildungsberufe aus: Konstruktionsmechaniker/in, Fachkraft für Metalltechnik, Mechatroniker/in, Fachkraft für Lagerlogistik, Technische/r Produktdesigner/in, Fachinformatiker/in, Verfahrensmechaniker/in für Beschichtungstechnik, Bachelor of Engineering, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen.

©DOLL Fahrzeugbau GmbH

Wie begeistern Sie Schüler für die gewerblich-technischen Berufe?

Indem wir unsere Produkte und das Unternehmen in den Fokus stellen. Unsere Produkte bzw. unser tägliches „Doing“ bieten so viel Abwechslung und Spannung, dass wir gerne darüber erzählen: Das funktioniert am besten mit authentischen Berichten aus der Arbeits- und Erlebniswelt der Azubis, welche auch unsere Hauptakteure auf den verschiedenen Berufsinfomessen sind. Zudem bieten wir einigen Azubis die Möglichkeit, sich als Ausbildungsbotschafter:innen in den Schulen zu engagieren und von ihrer beruflichen Leidenschaft zu berichten.

Wie läuft der Auswahlprozess bei Ihnen ab?

Um potenzielle Auszubildende zu gewinnen, stehen Jugendlichen und interessierten Eltern jederzeit die Türen offen. Auch bieten wir ganzjährig Praktika in den verschiedenen Bereichen an. Diese Praktika sind ein wichtiger Baustein im  Auswahlprozess. Jungs und Mädels können sich in den Berufen versuchen und ihre Vorstellungen verifizieren. Wir sehen ihre Stärken und Fähigkeiten, die sich z. T. sehr deutlich von ihren Zeugnisnoten unterscheiden. Die Zeugnisnoten stehen – zumindest in den gewerblichen Berufsbildern – erst an zweiter Stelle. Wir wollen im ersten Schritt sehen, ob die Person und ihre Fähigkeiten zu uns passen und ob sie für ihre berufliche Entscheidung „Feuer“ gefangen hat. Wenn das der Fall ist, dann regelt sich der Rest fast automatisch.

Die meisten Azubis generieren wir tatsächlich aus den Praktika. Bewerber:innen, die kein Praktikum in unserem Hause absolviert haben, laden wir zu Schnuppertagen ein, damit wir uns gegenseitig kennenlernen. Die Entscheidung für den „richtigen“ Azubi treffen wir – ein Team aus Ausbildern, Personalabteilung und ggf. Fachbereichsleiter – nach gemeinsamer Beratung und einem zusätzlichen Test. Dieser Test beinhaltet u. a. Aufgaben zu Mathematik und Physik sowie eine Stärken-Schwächen-Analyse und soll das Gesamtbild vervollständigen.

Haben sich die Schüler:innen in den letzten Jahren verändert?

Nichts ist so beständig wie die Veränderung – und das ist auch gut so. Aber wie bei allen Veränderungsprozessen gibt es positive und negative Aspekte. Beispielsweise empfinde ich die übermäßige Fokussierung auf das Handy aufgrund des Suchtpotenzials als sehr bedenklich, aber gleichzeitig können wir dieses Interesse auch positiv in der Ausbildung nutzen, z. B. wird während der Bearbeitung eines kleinen Fertigungsauftrags ein Video-Tutorial mit den einzelnen Schritten erstellt. Auch die soziale Kompetenz hat deutlich nachgelassen, denn der leider noch oft angewandte Frontal-Unterricht in der Schule fördert z. B. keine Teamfähigkeit. Diese muss ebenfalls intensiv trainiert werden, beispielsweise bei uns durch die aktive Teilnahme an Lean- Management-Projekten. Aber ich schätze die Kreativität der aktuellen Azubis und die oft ungeahnten Lösungsansätze, insbesondere bei gemeinsamen Projektaufgaben.

Was für Projekte sind das beispielsweise?

Azubis aus dem dritten Ausbildungsjahr haben zum Beispiel ein sehr anspruchsvolles und umfangreiches Projekt zur Materialflussoptimierung eigenverantwortlich im Team durchgeführt. Dazu gehörten neben der Durchführung auch der Einkauf und die Kostenrechnung. Jeder sollte sich einbringen, das Team und sich selbst strukturieren, aktivieren und eigenständig vorgehen. Zwar gibt es oft Reibungspunkte, aber der gemeinsame Blick in eine Richtung führt letztendlich zu tollen Ergebnissen und bietet der Gruppe Erfolgserlebnisse. Und das prägt! Das Leben findet eben nicht nur auf den Bildschirmen statt, das Leben muss erfahren werden.

©DOLL Fahrzeugbau GmbH

Wie motivieren Sie Ihre Azubis dauerhaft?

Durch ein attraktives Arbeits- und Lernumfeld und der aktiven Mitarbeit in Projekten zeigen wir unseren Azubis, dass sie uns wichtig sind und sie ihren individuellen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens beisteuern können. Stichwort Wertschätzung! Natürlich steht zu Beginn in jedem Berufsbild die Vermittlung handwerklicher Grundfertigkeiten an, aber auch dort kann man für Abwechslung und Spannung sorgen, indem man die Azubis in die Vorgehensweise einbindet. Ich sehe mich im Schwerpunkt als „Ermöglicher“. Das bedeutet natürlich auch, mehr Zeit für den Einzelnen aufzubringen. Aber genau dieses „Sich-Zeit-Nehmen“ motiviert und begeistert – zumindest die Meisten. Und ganz wichtig: Die Azubis wollen ernst genommen werden.

Bei DOLL werden die Auszubildenden aktiv in die Arbeitsprozesse und Projekte der Fachabteilungen einbezogen. Engagement, Kooperation und Spaß an der Ausbildung und im Arbeitsalltag stehen ganz oben. Foto: ©DOLL Fahrzeugbau GmbH

In den vergangenen Jahren haben wir außerdem am Austauschprogramm für Auszubildende im Rahmen des „Erasmus+“ teilgenommen. Zwei unserer Azubis waren in Spanien und im Gegenzug zwei spanische Schüler bei uns im Werk. Eine sehr spannende Erfahrung für alle Beteiligten, die wiederholt wird.

Wann thematisieren Sie mögliche Perspektiven nach der Ausbildung?

Aus- und Weiterbildung bzw. die berufliche Qualifizierung hängen untrennbar zusammen. Deswegen gehört es bei uns zu den regelmäßigen Feedback- bzw. Entwicklungsgesprächen dazu. Die Stärken jedes Einzelnen werden analysiert und Entwicklungsszenarien „durchgespielt“, insbesondere gegen Ende der Ausbildung. Dabei sprechen wir über Weiterbildungsmöglichkeiten, zum Beispiel Meister, Techniker oder ein Studium. Wir brauchen sehr viele Fachspezialisten, um einen entsprechend qualifizierten Service für unsere hochspezialisierten Produkte gewährleisten zu können.

Wie motivieren Sie sich selbst?

Mich motiviert am meisten, die jungen Menschen ein Stück ihres Lebenswegs begleiten zu dürfen und deren Veränderung mitzuerleben. Jeder Tag ist garantiert anders und bringt neue Herausforderungen mit sich, aber genau das reizt mich.

Was wünschen Sie sich für Ihre Ausbildungsarbeit?

Dass mir meine Neugier und Gesundheit erhalten bleiben und ich durch meine Arbeit einen kleinen Beitrag zur positiven Veränderung der Ausbildungswelt leisten kann. Aktuell arbeite ich auch in verschiedenen Prüfungsausschüssen und im Berufsbildungsausschuss der IHK mit und engagiere mich in meiner Freizeit z. B. bei AEVO-Prüfungen. Dabei ist mir der Austausch mit Kolleg:innen sehr wichtig und inspiriert mich. Durch dieses Netzwerk wusste ich beispielsweise schon frühzeitig von der Änderungsverordnung der dreieinhalbjährigen industriellen Metall- und Elektroberufe sowie der Mechatroniker, die u. a. mehrere optionale Zusatzqualifikationen zulässt. Die Berufsbildänderungen konnte ich dann umgehend in unsere weitere Ausbildungsplanung bzw. -arbeit einfließen lassen.

Zukunft der Ausbildung – was sind Ihre spontanen Gedanken dazu?

Ich denke, in Bezug auf die Ausbildung müssen wir unsere Bemühungen noch mehr auf die Jugendlichen und deren Bedürfnisse ausrichten. Ich bin überzeugt, dass nur ein attraktives Gesamtpaket, verbunden mit persönlicher Unterstützung, ein Erfolgsfaktor sein kann.

Vielen Dank für dieses Interview!

Über DOLL Fahrzeugbau
Die DOLL Fahrzeugbau GmbH mit Hauptsitz in Oppenau im Schwarzwald ist einer der führenden europäischen Hersteller von Transportfahrzeugen für die Bereiche Holztransport, Schwertransport, Airport Equipment und Defence. Unter der DOLL Fahrzeugbau GmbH firmieren die Tochtergesellschaften DOLL TimTech in Mildenau, DOLL France in Paris, DOLL America in New Jersey und DOLL Airport Equipment am Hauptsitz.

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Des Weiteren bietet DOLL Schulungen und Trainings, technischen Support, Reparatur- und Refurbishmentarbeiten, mobilen Service sowie 24 Stunden Ersatzteilservice an. Gebrauchtfahrzeuge runden das Servicespektrum ab. Das im Jahr 1878 gegründete Traditionsunternehmen beschäftigt heute zirka 400 Mitarbeitende und baut rund 1.000 Fahrzeuge pro Jahr.

Tipp: Online-Netzwerktreffen wirAusbilder DIALOG LIVE

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©NWB Verlag

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