Ergebnisse der Azubi-Recruiting Trends 2024
Welches sind die wichtigsten Gründe für einen Wechsel in ein anderes Unternehmen nach der Ausbildung? Welche Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich Azubis bei einem Unternehmen bewerben? Was würde bei der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf helfen bzw. hätte geholfen? Welche Kanäle der Bewerberansprache wünschen sich Jugendliche? Antworten auf diese und weitere Fragen finden Sie in Teil 1 der Auswertung der Studie “Azubi-Recruiting Trends 2024”.
Azubi-Recruiting Trends 2024 – Recruiting und Azubi-Marketing
Deutschlands größte doppelperspektivische, jährlich durchgeführte Online-Befragung zur dualen Ausbildung (Schwerpunkt Azubi-Recruiting und -Marketing). In diesem Jahr haben 4.941 Schüler:innen und Auszubildende sowie 1.752 Ausbildungsverantwortliche teilgenommen. Die Studie vergleicht die Perspektiven von Bewerbenden und Betrieben miteinander und leitet Handlungsempfehlungen ab.
Kandidat:innenorientierter Markt – große Nachfrage, überschaubare Ressourcen
Eine knappe Mehrheit der Azubi-Bewerbenden sucht sich ihren Ausbildungsplatz aus: 51 % der befragten Schüler:innen und Auszubildenden haben zwei- oder mehrere Ausbildungsangebote erhalten. Damit ist die Kandidatenorientierung im Azubi-Markt trotz der multiplen Krisenlage und des geringen Wirtschaftswachstums relativ stabil: 2023 waren es 52 %.
39 % der befragten Ausbildungsbetriebe konnten 2023 nicht alle Ausbildungsstellen besetzen. Nach Einschätzung der Ausbildungsverantwortlichen ist die Zahl der Azubi-Bewerbungen in den vergangenen fünf Jahren deutlich zurückgegangen:
- In kaufmännischen Ausbildungen um 25 %
- In gewerblich-technischen Ausbildungen um 20 %
- In handwerklichen Berufen um 8 %
Berufsorientierung: Nahtloser Anschluss?
Berufliche Desorientierung: 87 % der befragten Schüler:innen und Auszubildenden gefällt die Idee einer „Grundlagenausbildung“. Bei dieser würden Azubis mit einem halben Orientierungsjahr beginnen, verschiedene Bereiche durchlaufen und sich dann für einen konkreten Ausbildungsberuf entscheiden.
Tatsächlich wussten nur 32 % der Auszubildenden und dualen Student:innen nach ihrem letzten Schulabschluss, welche Ausbildung sie machen möchten, 18 % wussten zwar, dass sie eine Ausbildung machen möchten, aber nicht welche. 15 % schwankten zwischen Studium und Ausbildung, weitere 15 % wussten überhaupt nicht genau, was sie machen wollen.
17 % der Schüler:innen fangen erst nach dem Schulabschluss an, sich beruflich zu orientieren. 28 % beginnen ein halbes Jahr bis einen Monat vor dem Schulabschluss, sich intensiv damit zu beschäftigen, was sie beruflich machen möchten. Bei weiteren 29 % findet das 7-12 Monate vorher statt.
Was würde bei der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf helfen bzw. hätte geholfen?
- Praktika sind für viele Schüler:innen und Auszubildende „die beste Möglichkeit, um herauszufinden ob der Ausbildungsberuf zu einem passt“.
- Junge Menschen wünschen sich „Mehr Informationen. Auch von Seiten der Schule“ – sowohl zu verschiedenen Ausbildungsberufen als auch zu Karriere- und Gehaltsaussichten. Ein:e Studienteilnehmer:in berichtet: „Die Glorifizierung des Studiums hat mich stark zurückgehalten und mich daran gehindert, mich zu entwickeln. Ich wusste einfach nicht, was in der Ausbildung gemacht wird, und wie es danach weitergehen kann“.
- Mehr individuelle Beratungsangebote ( „Eine Beratung, die wirklich auf mich eingeht und nicht nur allgemeines Blabla ist“).
- Auch im Digitalzeitalter noch gefragt sind Berufsmessen und andere Informationsveranstaltungen. Ein:e Teilnehmer:in schlägt etwa vor: „Mehr Besuche bei Ausbildungsmessen als Pflichtprogramm während der Schulzeit“.
Übergang mit Lücke: 63 % der heutigen Azubis haben direkt nach dem Schulabschluss eine Ausbildung angefangen. Die anderen 37 % füllten die Lücke unter anderem mit
- 28 % Aushilfsjobs
- 24 % einem Studium
- 18 % FSJ, BFD, FWD oder Ähnlichem
Image der Ausbildung und Azubi-Marketing
Auf das Ausbildungsimage kommt es an: „Ich habe mich bei meinem Unternehmen beworben, weil die Ausbildung einen sehr guten Ruf genießt.“ – 41 % der Azubis stimmen hier uneingeschränkt zu, weitere 41 % stimmen eingeschränkt zu.
Die Ausbildungsverantwortlichen selbst zweifeln an der Strahlkraft des eigenen Ausbildungsimages: “Unsere Ausbildung / unser duales Studium genießt bei Ausbildungsplatzbewerber:innen / dualen Student:innen einen sehr guten Ruf.” – Diesem Statement stimmen nur 34 % der befragten Ausbildungsverantwortlichen uneingeschränkt („trifft voll zu“), weitere 59 % eingeschränkt zu („trifft überwiegend zu“).
Realistischer Ausblick auf die Ausbildung?
- Im Ausbildungsalltag können nur 39 % der Azubis das positive Bild vom Unternehmen, das sie vor Ausbildungsbeginn hatten, uneingeschränkt bestätigen, 42 % mit Einschränkung.
- 42 % stimmen der Aussage zu, ihr Ausbildungsbetrieb habe sie vor dem Ausbildungsbeginn umfassend über die Anforderungen des Berufs informiert. Mit Einschränkung tun dies weitere 40 %.
Der wichtigste Kanal für die Ausbildungssuche ist Google mit 83 %. 47 % der Schüler:innen und Auszubildenden nutzen die Suchmaschine „sehr häufig“ für die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Weitere 36 % „häufig“. Die Homepage der Ausbildungsbetriebe nutzen 33 % „sehr häufig“ und weitere 37 % „häufig“. Jobbörsen (z. B. Aubi-Plus) werden von 31 % „sehr häufig“ und von 27 % „häufig“ genutzt. Zum Vergleich: Bei Social Media (Instagram, TikTok etc.) liegen die Nutzungszahlen mit 8 % „sehr häufiger“ und 19 % „häufiger“ Nutzung für die Ausbildungssuche deutlich niedriger.
54 % der Ausbildungsbetriebe nutzen Google Advertising „überhaupt nicht“, um Ausbildungsplätze zu bewerben. 27 % „eher selten“, 13 % „häufig“, 6 % „sehr häufig“.
Bewerbung und Hürden
Niedrige Hürden als Bewerbungsturbo: Bei 51 % der Azubi-Bewerber:innen würde eine „schnelle, einfache Bewerbung“ die Wahrscheinlichkeit „auf jeden Fall“ erhöhen, dass sie sich bei einem Unternehmen bewerben. Bei weiteren 34 % ist dies davon abhängig, ob sie sich für das Unternehmen besonders interessieren.
“Geht es einfach und schnell, sich bei Ihnen zu bewerben?” Hier stimmen 54 % der Ausbildungsverantwortlichen uneingeschränkt zu. Immerhin 42 % sagen jedoch: „Ein bisschen Engagement muss der/die Bewerber:in schon mitbringen.“
Ausbildungsbetriebe halten nach wie vor an eignungsdiagnostisch zweifelhaften, aber aufwändigen Bestandteilen der Bewerbung fest:
- 62 % von ihnen finden ein Anschreiben „sehr wichtig“ oder „wichtig“ für eine Azubi-Bewerbung. Nur 5 % verzichten darauf, eins einzufordern.
- 52 % halten die Aussagekraft eines Anschreibens über die Eignung eines Bewerbenden für „sehr gut“ oder „gut“.
- Mehr als die Hälfte (54 %) der befragten Ausbildungsbetriebe setzen Testverfahren für die Azubi-Auswahl ein, 46% tun das nicht. Das wichtigste Argument gegen Testverfahren: Die Ausbildungsverantwortlichen verlassen sich lieber auf ihre eigenen Eindrücke (35 %).
Ghosting: 15 % der Auszubildenden und dualen Student:innen haben schon einmal ein Ausbildungsunternehmen trotz Zusage geghostet. 12 % vor Abschluss eines Ausbildungsvertrags, 3 % danach.
Mehr als die Hälfte (60 %) der Ausbildungsverantwortlichen haben schon einmal Ghosting durch Azubi-Bewerber:innen erlebt.
Perspektive nach der Ausbildung
Mit der Ausbildung sind Azubis eigentlich noch nicht für das Unternehmen gewonnen.
Wir übernehmen unsere Azubis. Aber wollen die das überhaupt? Auf nicht einmal die Hälfte trifft das zu. 45 % der Auszubildenden und dualen Student:innen möchten „auf jeden Fall“ nach der Ausbildung/dem dualen Studium im Betrieb weiterarbeiten. 39 % können sich einen Wechsel in einen anderen Betrieb vorstellen, wenn sie ein besseres Angebot finden. 16 % planen etwas anderes nach der Ausbildung – z- B. ein Studium.
Die wichtigsten Gründe für einen möglichen Wechsel in ein anderes Unternehmen nach der Ausbildung:
- 32 % ein höheres Gehalt
- 26 % stockende Karriere/fehlende berufliche Perspektive
- 10 % fehlende Passung der Unternehmenskultur
- Mit 7 % Nennungen spielt es nur eine geringe Rolle, ob der Ausbildungsbetrieb erst kurz vor der Abschlussprüfung ein Angebot zur Übernahme unterbreitet.
Social Media
Wie viel Zeit verbringst du täglich auf Social Media?
Die Schüler:innen und Auszubildende verbringen im Durchschnitt täglich rund 3 Stunden auf Social Media. Die prozentuale Verteilung der Nutzungscluster ist wie folgt:
- Unter 1 Stunde: 3 %
- 1-2 Stunden: 42 %
- 3-4 Stunden: 38 %
- 5-6 Stunden: 11 %
- Über 6 Stunden: 4 %
67 % der Schüler:innen und Auszubildenden finden, dass sie zu viel Zeit in den sozialen Medien verbringen, die anderen 33 % beantworten die Frage mit „Nein“.
40 % der Ausbildungsverantwortlichen finden ebenfalls, dass sie zu viel Zeit auf Social Media verbringen. Bei der Hälfte aller Ausbildungsverantwortlichen (50 %) ist das nicht der Fall, 10 % sind sich unsicher.
Auf welchen Social Media-Plattformen verbringst du deine Zeit?
Bei den Schüler:innen und Auszubildenden liegen Messenger-Dienste (z. B. WhatsApp) (80 %) und Instagram (78 %) vorn. Es folgen YouTube (68 %) und TikTok (52 %).
80 % der Schüler:innen und Auszubildenden sind dafür, dass Ausbildungsbetriebe soziale Medien wie Instagram und TikTok für die Bewerbendenansprache nutzen, 20 % dagegen. Als für die Ansprache von jungen Bewerbenden geeignete Kanäle empfehlen sie vor allem Instagram (87 %) und TikTok (68 %).
43 % der Ausbildungsbetriebe nutzen Social Media-Posts „eher selten“ oder „gar nicht“, um ihre Ausbildungsangebote zu bewerben.
Teil 2 der Azubi-Recruiting Trends 2024 finden Sie >> hier.
Über die Studie Azubi-Recruiting Trends 2024: Deutschlands größte doppelperspektivische, jährlich durchgeführte Online-Befragung zur dualen Ausbildung (Schwerpunkt Azubi-Recruiting und -Marketing). Befragt werden Schüler:innen und Auszubildende sowie Ausbildungsverantwortliche. Die Studie vergleicht die Perspektiven von Bewerbenden und Betrieben miteinander und leitet Handlungsempfehlungen ab.
- Befragungszeitraum 2023: Mitte Dezember 2023 – Ende März 2024
- Teilnehmer:innen 2024
- 4.941 Schüler:innen und Auszubildende
- 1.752 Ausbildungsverantwortliche
- Initiator: u-form Testsysteme GmbH & Co. KG
- Wissenschaftliche Begleitung: Prof. Dr. Christoph Beck, Professor für Human Resource Management an der Hochschule Koblenz
- Studienpartner: AUBI-plus GmbH
Über die u-form Gruppe: Der u-form Verlag bietet Materialien zur Vorbereitung auf IHK-Prüfungen. Das Solinger Familienunternehmen ist seit über 75 Jahren Partner der Industrie- und Handelskammern. Die u-form Testsysteme GmbH & Co. KG wurden 2007 aus dem Verlag ausgegliedert. Unternehmen profitieren von über 60 verschiedenen praxisnahen und tätigkeitsbezogenen Einstellungstests. Mit opta3 bieten die u-form Testsysteme eine moderne Plattform für Online-Einstellungstests und in Form des „u-form E-Recruitings“ ein elektronisches Bewerbermanagementsystem. Beide Lösungen sind passgenau auf den Bedarf von ausbildenden Organisationen zugeschnitten. Mit dem „Azubi-Navigator“ bietet u-form seit 2017 ein einzigartiges, cloudbasiertes Ausbildungsmanagement, um die duale Ausbildung zu optimieren. Ausbildungsverantwortliche werden dadurch entlastet.
Sie können Lernerfolge Ihrer Auszubildenden steuern und sie punktgenau auf Klausuren und Prüfungen vorbereiten. u-form fördert Austausch und Wissen zum Thema „Rekrutierung von Auszubildenden“, zum Beispiel durch die regelmäßig erscheinende Studie „Azubi-Recruiting Trends“. Die Inhaberin Felicia Ullrich hat sich in den vergangenen Jahren bundesweit als Keynotespeakerin zu Ausbildungsthemen einen Namen gemacht. Zu den Kunden der u-form Testsysteme zählen namhafte Unternehmen wie Dräger, Festo, Ford, Henkel, Merck, Obi und TUI.
www.testsysteme.de www.u-form.de
Netzwerktreffen: wirAusbilder DIALOG LIVE
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