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Interview mit HiPP-Ausbildungsleiter Carsten Waldmann

“Es ist uns sehr wichtig, unseren Nachwuchs selbst auszubilden und wir tun viel dafür, dass daraus langjährige Mitarbeiter werden.”, sagt Ausbildungsleiter Carsten Waldmann. Was das genau ist, verrät er im Interview.

©HIPP

Seit 2018 ist Carsten Waldmann Personalreferent HR IT & Ausbildung, Ausbildungsleiter und kaufmännischer Ausbilder seit über 10 Jahren, außerdem ehrenamtlicher IHK-Prüfer. Er betreut schwerpunktmäßig die kaufmännischen Azubis und Dualen Studenten; als Ausbildungsleiter ist er mit fünf Ausbildern zuständig für alle Azubis in sieben Ausbildungsberufen.

Was unterscheidet die Ausbildung in Ihrem Unternehmen von anderen?

Die Generation Z geht den Beruf bereits mit Weitblick an und hat nicht nur die Ausbildung als Ziel vor Augen. Sie formuliert Erwartungen und Anforderungen – und will häufig direkt wissen, wie es nach der Ausbildung weitergehen kann. Deswegen stellen wir schon in unserem Kennenlern-Gespräch die Übernahmegarantie und andere Benefits heraus. Wir bieten ganz individuelle Fördermöglichkeiten bis hin zum Dualen Studium. Junge Menschen wollen oft schon im Kennenlern-Gespräch wissen, was sie nach der Ausbildung bei uns machen können. Darauf sind wir gut vorbereitet.

Worauf setzen Sie beim Azubi-Marketing?

Wir gehen verstärkt in die Schulen, um die Ausbildungsplätze zu bewerben und bieten Praktika an. Das spricht sich bei den Schülern herum. Praktika sind sehr beliebt und die Plätze begehrt. Darüber finden wir bereits einen Teil unserer Auszubildenden. Zudem sind wir auf den regionalen Messen mit unseren Azubis vertreten. Das funktioniert sehr gut, weil das Gespräch dann auf Augenhöhe verläuft. Die Schüler fragen lieber Gleichaltrige und machen sich so bereits ein erstes Bild von Beruf und Arbeitsalltag.
Einige unserer Ausbildungsberufe gehören zu den „Exoten“, doch im Internet gibt es mittlerweile dazu gute Infos – aber die findet man natürlich nur, wenn man schon weiß, wonach man suchen soll. Insofern ist es wichtig, dass wir diese Berufe aktiv bewerben.

Für die Generation Z ist u. a. Sicherheit wichtig. Wie gehen Sie damit um?

Für die Azubis ist es ein gutes Gefühl, bereits von Anfang an zu wissen, dass sie nach der Ausbildung ein Jahr bei uns Berufserfahrung sammeln können. Am Ende der Ausbildung oder des ersten Übernahmejahres sprechen wir zusammen und klären, wie die Interessen sind.
Manche möchten erstmal Berufserfahrung sammeln, andere wollen sich schnell weiterbilden oder ein Studium an ihre Ausbildung hängen. Das unterstützen wir auch, z. B. ist ein Duales Studium oder Abendstudium möglich.

Spielen Noten bei der Bewerberauswahl eine Rolle?

Wir suchen nicht nach Einser-Kandidaten. Das ist uns nicht so wichtig. Wir suchen Typen, die zu uns passen und mit denen wir uns eine langfristige Zusammenarbeit vorstellen können. Wir haben kein starres Konzept, sondern das Gesamtbild muss passen vom Zeugnis über das Anschreiben bis zum persönlichen Gespräch. Auch ein Praktikum wird honoriert. Hier ist uns wichtig, dass sich ein junger Mensch bereits mit Berufen befasst hat. Junge Menschen wollen schon im Kennenlern-Gespräch wissen, was sie nach der Ausbildung machen können. Darauf sind wir gut vorbereitet.

Ausbilderin Heike Nolte unterrichtet den angehenden Milchwirtschaftlichen Laboranten. ©HIPP

Wie motivieren Sie Ihre Azubis?

Wir bieten verschiedene Vorteile: Eine garantierte Übernahme nach bestandener Ausbildung für ein Jahr (bei entsprechenden Leistungen in der Ausbildung), eine attraktive Ausbildungsvergütung und wir übernehmen die Kosten des sogenannten Azubi-Tickets. Für das Team-Gefühl vom ersten Tag an bieten wir eine interessante und spannende Einführungswoche und regelmäßige Azubi-Events. Außerdem profitieren unsere Azubis von individuellen Weiterbildungsmöglichkeiten und einem persönlichen Arbeitszeitkonto, über das sie frei verfügen können.

Ich bin gerne Ausbilder, weil …

… es am Ende des Tages ein schönes Gefühl ist, mit anzusehen, wie sich „meine“ Azubis weiterentwickeln und später wichtige Funktionen bei HiPP in Herford übernehmen können. An diesem Prozess maßgeblich beteiligt zu sein, macht Spaß und erfüllt mich mit großem Stolz!

Stichwort Digitalisierung: Wie digital ist Ihre Ausbildung?

Unsere Auszubildenden lernen teilweise digital, z. B. über E-Learnings. Wir nutzen ein Learning-Tool von SAP SuccessFactors, mit dem z. B. Pflichtschulungen in digitaler Form im individuellen Lerntempo zu passender Zeit am PC-Arbeitsplatz oder über iPads absolviert werden. Mini-Zertifikate für Lernleistungen als motivierende Maßnahme sorgen für eine positive Stimmung. Unsere kaufmännischen Azubis können ihre dienstlichen Tablets auch für Schulzwecke verwenden. Die Nutzung von Skype und der Beamer-Einsatz sind Standard in Konferenzen.

Zusammenarbeit/Feedback – wie läuft das bei Ihnen?
Das Herforder Ausbilder-Team trifft sich alle zwei Wochen zu einem Jour Fixe, standortübergreifend kommen HiPP-Ausbilder via Skype zusammen. Unsere Azubis werden wöchentlich zu diversen Themen abgeholt: vom Berichtsheft über etwaige Schulungsbedarfe bis hin zur weiteren Einsatzplanung. Offene Kommunikation wird bei uns großgeschrieben: sei es die Beantwortung einer Frage am Wochenende in der WhatsApp-Gruppe oder im persönlichen Gespräch abseits des Alltags.

Wie verschaffen Sie sich und Ihren Kollegen Zeit für Innovationen?

Durch den Besuch von Fachmessen und Kongressen erhalten wir immer wieder neue Impulse und mit der Installation der regelmäßigen Meetings nehmen wir uns bewusst Auszeiten vom Tagesgeschäft. Ausbilder-Austauschgruppen gibt es in Ostwestfalen zur Genüge; auch hier partizipieren wir sehr gern.

Erheben Sie Zahlen zum Ausbildungscontrolling?

Ja. SAP-Standard-Berichte werden durch wenige Klicks aufgerufen. So hat der jeweilige Ausbilder oder Personalreferent die wichtigsten Kennzahlen auf einen Blick:

  • Personalkosten,
  • Zeitmanagement,
  • Abbruchquote bis hin zur
  • Krankenstandsquote.

In regelmäßigen Abstimmungsterminen wird informiert und etwaige Maßnahmen werden abgeleitet. Auch die Zufriedenheit der Azubis und der Ausbilder werden in diesen Terminen thematisiert und etwaiger Handlungsbedarf bzw. Erkenntnisse abgeleitet.

Ich bin besonders stolz auf …

… die Auszeichnung zum „Best Place to Learn® ! Die tollen Ergebnisse dieser Befragung spiegeln die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Azubis und Ausbildern/Ausbildungsbeauftragten wider.

Welche Herausforderungen in der Ausbildung haben Sie zuletzt mit Ihrem Team gemeistert?

Wir haben zuletzt sehr an der Kompetenzentwicklung unserer Ausbilder gearbeitet: Die Installation regelmäßiger Gesprächstermine, die Definition des Rollenverständnisses und natürlich der Erfahrungsaustausch waren hier erste Schritte. Die Einbindung des Personalleiters und diverser Fachleute zu Spezialthemen wurde als sehr wertschätzend empfunden.

Welche Herausforderungen und Ideen wollen Sie angehen und realisieren?

Die vielen wertvollen Tipps von Referenten verschiedener Kongresse bzw. die Impulse aus diversen Weiterbildungen in Taten umzusetzen ist noch eine große Herausforderung für dieses Jahr. Wie die Digitalisierung bei HiPP in Herford weiter Einzug halten wird, bleibt spannend zu beobachten, z. B. sind Learning Nuggets für Ausbildungsbeauftragte in Planung und der Ausbau der Avatar-basierten interaktiven Lern- und Arbeitswelt mit unserem HiPPofanten. Ein weiteres Schwerpunktthema für uns sind die Eltern. Sie spielen bei der Berufswahl eine immer größere Rolle – wir entwickeln zurzeit ein Konzept, wie wir als Ausbildungsbetrieb darauf reagieren können.

Die Milchwirtschaftliche Industrie Gesellschaft Herford GmbH & Co. KG (MIG Herford), ein Unternehmen der HiPP-Gruppe, ist ein mittelständisches Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Babynahrung spezialisiert hat und aktuell rund 600 Mitarbeitende beschäftigt. Die Ausbildungsquote liegt bei rund fünf Prozent. Fünf Ausbilder betreuen sieben Ausbildungsgänge: Milchwirtschaftlicher Laborant, Milchtechnologe, Industriekaufmann, Fachkraft für Lagerlogistik, Mechatroniker, Industriemechaniker, Fachkraft für Lebensmitteltechnik. www.hipp.de/herford

Quelle: wir AUSBILDER 3.2020

Netzwerktreffen: wirAusbilder DIALOG LIVE

Sie möchten mehr über die Ausbildungsarbeit in anderen Unternehmen erfahren und sich mit Berufskolleg:innen vernetzen? wirAUSBILDER – DIALOG LIVE ist ein virtuelles Netzwerktreffen für Ausbildungsleiter:innen, Ausbilder:innen und alle, die mit der Ausbildung beauftragt sind.

Jeder DIALOG LIVE beginnt mit einem Impulsvortrag durch eine:n Expert:in aus der Praxis. Im Anschluss erwartet Sie ein offener Erfahrungsaustausch mit allen Teilnehmenden. Die nächsten Termine und Themen finden Sie hier.

©NWB Verlag

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