„Muksmäuschenschlau: Wie ich als Hauptschulproll ein Abi mit 1+ hinlegte“ (Leseempfehlung für Ausbilder)
Das Buch zeigt, wie man es trotz widriger Umstände und ganz sicher nicht optimaler Anfangsbedingungen schaffen kann, seine Ziele zu erreichen und – im Falle von Yiğit Muk -das beste Abitur in Berlin in seinem Abiturjahrgang zu absolvieren. Die Ausrede „Es liegt an den Umständen“ lässt der Autor nicht gelten.
Auf Yiğit Muk wurde ich bei einer Veranstaltung des Krimifestivals München aufmerksam. Der Krimiautor Sebastian Fitzek stellte dort im letzten Herbst sein neuestes Werk auf wie immer sehr amüsante Weise vor. Und zur Überraschung aller hatte er einen „Vorredner“ mitgebracht: Yiğit Muk. Dieser las zwei Abschnitte aus seinem Buch „Muksmäuschenschlau: Wie ich als Hauptschulproll ein Abi mit 1+ hinlegte“ vor. Ein sympathischer junger Mann, der Anführer einen Gang in Neukölln war und später sein Abitur mit 0,9 geschafft hat. Hut ab vor dieser Leistung. Das fand ich spannend und ich notierte mir den Titel.
Er beschreibt sein bisheriges Leben bis zum erfolgreichen Schulabschluss – ehrlich, offen und durchaus stolz. Der türkischstämmige Yiğit Muk ist in Berlin-Neukölln geboren und aufgewachsen. In der Schule gibt es kaum deutsche Mitschüler und die Schüler tanzen den Lehrern auf der Nase herum. Schnell wird Yiğit Muk Diskussionsführer bei Streitereien bis er mit anderen zusammen die Gang R44 gründet, die das Viertel „kontrolliert“. Schaut jemand nicht wie erwartet oder gefällt das Verhalten nicht, wird dieser auf brutalste Weise zusammengeschlagen. Auch der Kontakt zur Polizei bleibt nicht aus. Sozialstunden müssen abgeleistet werden. Andere Gangmitglieder müssen ins Gefängnis.
Dann stirbt der Bruder eines Freundes. Und der Autor erkennt, dass er nicht unverwundbar ist. Er findet Halt in seiner Religion und dem Fußballverein. Dann ein Rückschlag: er erkrankt und schafft den einfachen Hauptschulabschluss nicht. Nicht nur er, auch die Mutter wünscht sich den erweiterten Schulabschluss. Und so macht er zuerst diesen, dann den Realschulabschluss und am Ende das Abitur. Dieser Weg war nicht leicht und Rückfälle in alte Gewohnheiten gab es durchaus. Aber er hält durch. Für die private Schule auf dem Weg zum Abitur verdient er sich das Geld selbst. Seine Erfolgserlebnisse, gute Lehrer und immer wieder die Mutter helfen ihm hier, sein Ziel (das Abitur) zu erreichen.
Heute studiert er in Berlin Wirtschaftswissenschaften und geht gerne an seine ehemaligen Schulen nach Neukölln, um die Schüler zu unterstützen und ihnen klarzumachen, dass auch sie – wenn sie es denn möchten – Abitur machen können.
Mir persönlich fehlt ein bisschen die Reue über die früheren Taten. Da wurde Menschen körperlicher wie seelischer Schaden zugefügt, die ihr Leben lang damit zu kämpfen haben. Dazu hätte ich mir eine reflektierte Aussage gewünscht.
Erschüttert hat Yiğit Muk der Satz eines ehemaligen Lehrers, den er an seiner früheren Schule besucht. Dieser sagte: „Schau sie dir an. Sie werden alle in der Gosse landen.“ (S. 221) Mit dieser Einstellung kann es nicht gelingen. Die Schüler in Neukölln werden nur dann an sich selbst glauben, wenn auch die Lehrer an sie glauben. Das ist sicher nicht immer einfach, aber diese Wertschätzung brauchen wir alle – auch in der Ausbildung. Denn dass man es auch als Hauptschüler in Neukölln zu etwas bringen kann, hat Yiğit Muk eindrücklich bewiesen.
Warum und für wen ich das Buch empfehle
Das Buch kann ich allen Lehrern und Ausbildern empfehlen. Es gibt einen guten Einblick in den Alltag an Neuköllns Schulen und die Lebenswelt der Schüler.
Und für alle Schüler oder Jugendlichen, die denken, dass sie ihr Leben nicht selbst in die Hand nehmen können, ist es ein wertvolles Geschenk.
Muksmäuschenschlau: Wie ich als Hauptschulproll ein Abi mit 1+ hinlegte
von Yigit Muk
Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch); Auflage: 1. Aufl. 2015 (8. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3404608550
ISBN-13: 978-3404608553
Taschenbuch: 9,99 EUR
Kindle-Edition: 8,49 EUR
Audio-CD: 14,95 EUR