Wer führt eigentlich das Beurteilungsgespräch?
Immer wieder höre ich in meinen Trainings für Ausbildungsbeauftragte, dass diese das Beurteilungsgespräch mit den Auszubildenden am Ende des Praxiseinsatzes nicht selbst führen, sondern dies der Vorgesetzte der jeweiligen Abteilung übernimmt. Da stelle ich mir dann die Frage:
Sind Vorgesetzte die richtige Person für das Beurteilungsgespräch mit einem Auszubildenden?
Die Bereitschaft des Vorgesetzten, sich die Zeit für den Auszubildenden zu nehmen und das Beurteilungsgespräch zu führen, ist sicher gut gemeint. Aber wie soll ein Auszubildender Feedback von jemandem aufnehmen, der ihn die letzten Wochen in der Abteilung gar nicht betreut hat, den er vielleicht die Woche über gar nicht gesehen hat und wenn, dann eher im Vorbeigehen. Dieses Feedback wird der Auszubildende nicht richtig annehmen können. Und wenn wir uns in die Situation des Auszubildenden versetzen, können wir das sicher nachvollziehen, oder? Der Vorgesetzte wird wenig konkreten Verhaltensbeispiele nennen können und nur vom „Hören-Sagen“ berichten.
Außerdem hat der Auszubildende das regelmäßige Feedback in der Abteilung ja auch von seinem Azubibetreuer erhalten – so hoffe ich zumindest. Für diesen fühlt es sich zudem etwas komisch an, nun das Beurteilungsgespräch nicht selbst führen zu können.
Azubibetreuer kann konkretes Feedback mit Beispielen geben
Ein gutes Beurteilungsgespräch kann nur von der Person geführt werden, die den Auszubildenden in der Praxisphase betreut hat, die ihn beobachtet, Zwischengespräche geführt und Aufgaben übertragen hat. Nur dieser Ausbildungsbeauftragte wird auch eventuelle Nachfragen des Auszubildenden beantworten können.
Alternative: Gespräch zu Dritt
Wenn der Vorgesetzte beim Gespräch dabei sein möchte, ist das ja in einem Gespräch zu Dritt durchaus möglich. Aber führen sollte das Beurteilungsgespräch unbedingt der Praxisausbilder.
Ich wünsche ihnen viel Erfolg beim Führen der nächsten Beurteilungsgespräche mit Ihren Auszubildenden.
(Photo: Pixabay)