Ausbilder 4.0 – das sind die Anforderungen
Im Prinzip ist es ganz einfach: Sie legen die Ausbilderprüfung ab oder besuchen einen Ausbilderkurs, um das nötige Rüstzeug für die Begleitung von Auszubildenden zu erhalten. Doch um ein “Ausbilder 4.0” zu werden und die Herausforderungen der Digitalisierung bewältigen zu können, sind zusätzliche Schlüsselfähigkeiten wichtig.
In vielen Ausbildungsberufen hat die Digitalisierung bereits Fuß gefasst oder wird dies in naher Zukunft tun. Als Ausbilder sind Sie gefragt, die jungen Menschen fit für die steigende Dynamik zu machen, zusätzlich zu den notwendigen sozialen und fachlichen Kompetenzen des jeweiligen Lehrberufs. Bereiten Sie sich besonders in folgenden Bereichen auf Veränderungen vor:
Selbstlernkompetenz erhalten und ausbauen
Als Ausbilder haben Sie nicht mehr “ausgelernt”, denn Sie sollten in Ihrer Tätigkeit immer erkennen können, welche Folgen die Digitalisierung auf Ihre Ausbildungsberufe hat und den dazu notwendigen Qualifizierungbedarf sehen.
Experte für Betriebliche Weiterbildung werden
Sobald Ihr Auge für den veränderten Qualifizierungbedarf geschärft ist, sind Sie nicht mehr nur der Experte für Aus-, sondern auch für die betriebliche Weiterbildung. Flexibilität und Lernen gehört auch nach der Abschlussprüfung zu den wichtigsten Kompetenzen eines Mitarbeiters.
Ausbildungslehrplan mitgestalten
Achten Sie darauf, den Lehrplan für die Azubis aktiv mitzugestalten und die Ausbildung breit anzulegen. Wenn die vermittelten Fähigkeiten und Inhalte zu speziell sind, fehlt Ihrem Nachwuchs später die Flexibilität, die für die Anpassung auf die hohe Digitalisierungsgeschwindigkeit benötigt wird.
Allgemeinbildung vermitteln
Spezialisten werden schneller arbeitslos. Zu einer breit fußenden Ausbildung gehört deshalb ein gutes Maß an Allgemeinbildung, wie z. B. gute Sprachkenntnisse, um Geschäftsbriefe verfassen oder Fachtexte lesen zu können.
Strategiebeobachter sein
Können Sie aus dem Stand die wichtigsten Punkte Ihrer Unternehmensstrategie nennen? Wenn Sie wissen, wie sich Ihre Firma in den nächsten Jahren entwickeln will, können Sie Ihre Ausbildung auf diese Zukunft ausrichten.
Weiterhin wichtig – “analoge” Ausbildungsfähigkeiten
Wie gut Ihre Ausbildung ist, bleibt unabhängig von der Digitalisierung nach wie vor auch von “analogen” Faktoren abhängig. Werden Ihre Auszubildenden z. B. nur von Ihnen betreut oder gibt es ein Rotationssystem? Während Sie als alleiniger Ausbilder selbst den Überblick haben und einen passenden Lehrplan erstellen können, benötigt ein Rotationssystem eine gute Abstimmung und damit erhöhten “Redebedarf” zwischen allen Verantwortlichen. Sonst wird mit dem Wechsel oft auch die Verantwortung weitergegeben, was dazu führen kann, dass die Azubis hauptsächlich für Arbeiten eingesetzt werden, die sich schon gut beherrschen. Wenn aber nur die Stärken gefördert werden, bleibt die breit angelegte Vermittlung von Wissen oft auf der Strecke.
Allianzen eingehen
Wenn Sie sich mit anderen Ausbildern regelmäßig austauschen, erfahren Sie mehr über die Stärken und Schwächen der einzelnen Azubis. Gerade, wenn es einmal nicht gut läuft, kann hier schneller eine Lösung gefunden werden. Bilden Sie deshalb Allianzen mit anderen Abteilungen, z. B. Produktion und Entwicklung, aber auch mit der Personalabteilung bzw. -marketing. Beziehen Sie nach Möglichkeit auch die Eltern und die Berufsschule in Ihr Netzwerk mit ein.
Quelle: Die Presse.com vom 18.12.2016