Geld aus Digitalpakt reicht für Berufsschulen nicht aus
Für eine ausreichende Versorgung der deutschen Berufsschulen reicht das Geld aus dem Digitalpakt nicht aus. So lautet das Fazit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Für sinnvolle und nachhaltige Maßnahmen müssten die Finanzmittel nicht nur vervierfacht werden, sondern auch dauerhaft fließen.
Geld reicht nur für Mindestausstattung
Bis zu 5,3 Milliarden Euro zusätzlich in den nächsten fünf Jahren benötigen allein die Berufsschulen, und das wäre noch eine vorsichtige Kalkulation, so Ansgar Klinger, Vorstand der GEW. Für eine ausreichende Versorgung der allgemeinbildenden Schulen wären weitere 16 Milliarden notwendig. Der Digitalpakt der Bundesregierung sieht für 2019 bis 2024 nur fünf Milliarden Euro Zuschuss des Bundes vor. Die Länder müssen mindestens eine weitere halbe Million zuschießen.
Klinger rechnet vor: “Die Digitalpakt-Mittel reichen rechnerisch gerade aus, um in den nächsten fünf Jahren die digitale Mindestausstattung der berufsbildenden Schulen zu finanzieren. Für die allgemeinbildenden Schulen bliebe dann kein Cent mehr übrig. Das will niemand.”
Auch die Unternehmen müssten sich beteiligen
Der bundesweite Mehrbedarf in Höhe von einer Milliarde Euro fällt zudem zu zwei Dritteln auf die kommunalen Schulträger, mit 105 Millionen auf die berufsbildenden Schulen in privater Trägerschaft und mit 83 Millionen auf die Länder zurück. Das Geld werde vor allem für die Fortbildung und Anrechnungsstunden der Lehrkräfte benötigt. Auch die Unternehmen müssten sich beteiligen: Für die Ausstattung mit digitalen Endgeräten wäre ein Zuschuss von 169 Millionen Euro notwendig.
Lehrkräftemangel und schlechte Ausstattung
Auf der Kostenseite sieht die Studie einen Betrag von jährlich 387 Euro pro Schüler in einer dualen Ausbildung mit Schulbesuch in Teilzeit. Bei einer Ausbildung mit Vollzeit-Besuch einer beruflichen Schule wären es 470 Euro pro Jahr. Das Problem sei nicht allein die digitale Bildung, sondern auch eine notwendige Stärkung der beruflichen Schulen: Hier müsse vor allem beim Lehrkräftemangel, der räumlichen bzw. technischen Ausstattung und dem erreichbaren Angebot in ländlichen Gebieten investiert werden.
Unternehmen sind unzufrieden
Eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergab, dass die Unternehmen sehr unzufrieden mit den Berufsschulen sind – weniger als ein Drittel war mit der Kooperation und der Vorbereitung der Azubis auf die digitalen Veränderungen zufrieden. jeder Dritte bemängelte die geringe Zahl der Berufsschullehrer und deren fehlenden digitalen Kompetenzen. Deutlich mehr kritisierten die technische Ausstattung.
Lehrkräftelücke droht
Bis 2030 geht laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung die Hälfte der etwa 125.000 Berufsschullehrer in Pension. Deshalb müssten bis 2020 pro Jahr 4.000 neue Lehrer dazukommen. Aktuell werden aber nur etwa 2.000 Lehrkräfte pro Jahr ausgebildet. Eine Lücke ist also vorprogrammiert.
Quelle: handelsblatt.com vom 16.09.2019.