Die Industrieunternehmen Franken Guss in Kitzingen und Fritsch in Markt Einersheim (Mainfranken) gehen einen innovativen, aber bislang noch seltenen Weg – die Azubis verbringen jeweils zwei Wochen im Partnerunternehmen. Der Azubi-Tausch vermittelt den Jugendlichen Einblicke in “eine andere Welt”, die ihren Horizont erweitert und zusätzliche Orientierung im Produktionsprozess bietet.

Beide Betriebe profitieren

Angefangen hat es mit der Kooperation, als der Franken Guss in 2016 ein bestehender, örtlicher Partner für den Azubi-Tausch abhanden gekommen war und ein neuer gesucht wurde. Für Fritsch war das Thema neu, aber nach zwei Jahren ziehen sie eine positive Bilanz: Die Azubis und auch der Betrieb profitieren von der Partnerschaft, weil im anderen Unternehmen Handgriffe erlernt werden können, die das eigene Repertoire nicht vorsieht.

Orientierung geben, Erfahrungen sammeln

So gebe es bei Fritsch z. B. zwar Schaltschränke, die dort aber nicht zusammengebaut werden. Das wiederum erlernen die Azubis bei der Franken Guss. Die Azubis aus Kitzingen dagegen kennen aus der Gießerei eher die “groben” Abläufe – die zur Endmontage der Bäckerei-Maschinen notwendige “Feinarbeit” lernen sie bei Fritsch kennen. Vor und nach der Tauschzeit gibt es ein Gespräch zwischen Ausbilder und Azubi, von dem beide Seiten profitieren, weil es “Orientierung gibt und Erfahrungen gesammelt werden”, so Ausbilder Daniel Schubert bei der Franken Guss. Bei Fritsch werde es ähnlich gehandhabt.

Drei Ausbildungsberufe werden “ausgetauscht”

Möglich wird der Azubi-Tausch über eine Zusatzvereinbarung in den Ausbildungsverträgen – diese ist aus versicherungsrechtlichen Gründen notwendig. Das Azubi-Gehalt werde während der Tausch-Zeit im anderen Betrieb normal weitergezahlt. Bislang haben jeweils vier Azubis das Partnerunternehmen kennengelernt, je zwei Mechatroniker und zwei Elektroniker. In 2018 sollen erstmalig auch Industriemechaniker “ausgetauscht” werden.

Unternehmen brauchen noch Zeit

Noch sind solche Projekte eher selten, die Unternehmen lassen sich ungern “in die Karten schauen”. Die IHK Würzburg-Schweinfurt kennt sie bislang nur aus dem Medienbereich. Vielleicht brauchen die Betriebe noch Zeit, um zu erkennen, dass mit dem zunehmenden Azubi- und Fachkräftemangel eher andere Wege zum Ziel führen.

Quelle: Wenn der eine zum anderen geht: Firmen tauschen Azubis. inFranken.de vom 29.11.2017.