Azubi-WG für Flüchtlinge
In den Unterkünften für Flüchtlinge gibt es oftmals Lärm, Stress und Konflikte – kein optimales Umfeld, um für eine Ausbildung zu lernen. In Hamburg wurden deshalb Azubi-Wohngemeinschaften eingerichtet, in denen junge Geflüchtete Ruhe zum Lernen finden.
Folgeunterkünfte als Kooperationsprojekt
Die Azubis in der WG kommen aus Ghana oder Afghanistan und absolvieren z. B. eine Lehre beim Baukonzern Hochtief oder zum Gebäudereiniger im Betrieb des Hamburger Kammerpräsidenten Josef Katzer. Sie wohnen am Rand Hamburgs in neugebauten Folgeunterkünften, die bei Fertigstellung Platz für 2.500 Menschen bieten. Diese Wohnanlage wurde von der Hamburger Handwerkskammer gemeinsam mit der städtischen “Fördern & Wohnen” erstellt.
In Ruhe lernen können
In den kleinen Zimmern finden gerade mal Bett, Schrank und Tisch Platz, aber für die Azubis ist es ein enormer Fortschritt, in Ruhe lernen und “pünktlich” schlafen gehen zu können. Denn in den Flüchtlingsunterkünften teilen sich mehrere Menschen ein Zimmer, sowie Küche und Baderäume. Abends ist es oft lange laut, sodass bei einem zeitigen Arbeitsstart kein frühzeitiges Schlafen möglich ist.
Ausbildung scheitert oft an Kleinigkeiten
Oft stehen auch vermeintliche Kleinigkeiten der Ausbildung im Weg: viele hatten für die Anfahrt zum “Elb-Campus”, der zentralen Berufsschule, kein Fahrgeld. Die Behörden verlangen ein Erscheinen des Geflüchteten um zehn Uhr, mitten in der Arbeitszeit. Die Flüchtlingsheime mussten um fünf Uhr früh verlassen werden, also gab es kein Frühstück für die Azubis, weil die Kantine erst um sieben oder acht Uhr öffnete. Waschräume sind nur von acht bis 16 Uhr geöffnet, die Azubis hatten kaum Gelegenheit, ihre Wäsche zu reinigen.
Folgeprojekte in Aussicht
Diese Probleme sollen nun mit den Azubi-WGs gelöst werden. Insgesamt machen laut der Handwerkskammer 320 junge Geflüchtete eine Ausbildung in Hamburg, 60 davon wohnen schon in der WG. Eine nahe S-Bahn-Station sorgt für gute Erreichbarkeit der Innenstadt. Für Arne Nilsson, dem Geschäftsführer von “Fördern & Wohnen”, kann das nur der Anfang sein. Das Projekt soll auch in anderen Folgeunterkünften verbreitet werden. Die Azubis sollen auch als Vorbild für andere Bewohner dienen, um die Perspektiven auf dem deutschen Arbeitsmarkt aufzuzeigen.
Quelle: Deutschlandfunk om 18.08.2017.