Gute Work-Life-Balance, Aufstiegschancen, spannende Aufgaben – das wünschen sich Akademiker von ihrem Wunschberuf. Entsprechend sind die Aussagen in den Stellenanzeigen, allerdings auch bei den Positionen, in denen Fachkräfte ohne Uniabschluss gesucht werden. Damit verfehlen sie die Anforderungen dieser Zielgruppe um Längen.

Mehr als profanes Geldverdienen?

Fachkräfte mit akademischem Abschluss suchen Erfüllung, Flexibilität und gute Bezahlung – der Job soll auf jeden Fall mehr bieten als profanes Geldverdienen. Darauf gehen die Stellenanzeigen der suchenden Unternehmen entsprechend ein: sie wählen für sich die immer gleichen Begriffe wie führend, innovativ, attraktiv, nachhaltig. Gesucht werden Mitarbeiter, die dynamisch, flexibel und international ausgerichtet sind und in motivierten Teams Bestleistung erbringen.

Stellenanzeigen für Facharbeiter gehen an der Realität vorbei

Das Problem ist: Stellenanzeigen für Busfahrer, Kassierer, Altenpfleger und Landschaftsgärtner sehen oft genauso aus. Damit gehen sie an den tatsächlichen Wünschen dieser Zielgruppe vorbei, wie eine Studie von meinstadt.de und dem Marktforschungsinstitut respondi bei einer Befragung von 42.000 Fachkräften aus den Branchen Logistik, Handwerk, Handel und Gesundheitswesen herausgefunden hat.

“Pünktliches Gehalt, Nähe zur Wohnung”

Auf die Frage, was für sie bei einem Job oder Arbeitgeber am wichtigsten ist, gab es Antworten wie: “Sicherer Arbeitsplatz, bei dem der Mensch zählt.” oder “gutes Arbeitsklima, gute Bezahlung, Nähe zur Wohnung”. Nur sechs von 1.800 Teilnehmern nannten “Karriere” und “Selbstverwirklichung” als Maßstab. Sie wissen, dass ein Tarifvertrag den Gehaltswünschen oftmals eine natürliche Grenze nach oben setzt und das Karriere als Kinderkrankenschwester oder Lagerarbeiter eher unwahrscheinlich sein dürfte. Ein Gehalt, dass pünktlich gezahlt wird und von dem man leben kann, steht also für die meisten ganz oben in der Rangliste.

Authentisch bleiben

In den Stellenanzeigen für diese Positionen sollten Unternehmen sich darauf einstellen und authentisch bleiben. Statt ständig neue Berufsbezeichnungen zu erfinden und große Karriere zu versprechen, ist es für eine Erzieherin z. B. interessanter zu erfahren, wie groß die Gruppen im Kindergarten sind und ob eine U3-Betreuung angeboten wird.

Quelle: Worauf es Facharbeitern ohne Uniabschluss ankommt. In: Wirtschaftswoche vom 29.09.2017.