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Trotz Bildungsmängel reif für die Uni?

Lernen Schüler

Gymnasium, Uni, Bachelor und Master – so sieht die Wunschkarriere der meisten Schüler und – vor allem – ihrer Eltern aus. Immer mehr deutsche Schüler machen Abitur und bewerben sich für eine Hochschulausbildung. Eine Studie behauptet aber: 75 Prozent der Abiturienten sind nicht geeignet für ein Studium.

Prozentrechnung, Bruchrechnung, abstraktes Denken – das alles sind Basisvoraussetzungen für einen Studienstart, nicht nur für die Ingenieurswissenschaften. Gerade hier hakt es aber bei vielen Schülern, meint Gerhard Wolf, Germanistikprofessor an der Uni Bayreuth. Als Mitarbeiter an der Studie „Ausbildungsreife & Studierfähigkeit“ der Konrad Adenauer Stiftung, die dieses Jahr herausgegeben wurde, kommt er zu dem Schluss: Bei einer Abbruchsquote von rund einem Drittel der Bachelorstudenten kann nicht mehr von Hochschulreife gesprochen werden.

Leistung lohnt sich nicht mehr

Aus seiner Sicht wird von der Grundschule bis zur Uni nur noch „durchgewunken“. Leistung zählt nicht mehr, sondern allein die Quote, möglichst viele Schüler mitzunehmen, unabhängig von den Qualitäten der Arbeiten. „Das nächste Abitur soll es jetzt in sich haben“ – so droht Hamburgs Politik nun. Doch in den Kultusministerkonferenzen fehlt die Einsicht, dass es bisher zu leicht war. Es soll nur nicht leichter werden…

Gibt es Abiturienten vom Fließband?

Kritiker behaupten, Abiturienten könne man „produzieren“ : Einfach die Notenskala insgesamt anheben, also die früheren Dreier-Kandidaten auf ein Einser-Niveau anheben. Auch Sitzenbleiben ist nicht mehr „in“ und wird als teuer und pädagogisch unsinnig gebrandmarkt. So werden alle Schüler irgendwie bis zum Ende durchgebracht. Die Bildungspolitik sonnt sich mit guten Statistiken und bemängelt, Wirtschaft und Gesellschaft würden zu hohe Anforderungen stellen.

Zuviel Stoff, aber nicht der richtige

Ties Rabe, Mitglied der Kultusministerkonferenz und Hamburger Schulsenator, glaubt: die Schüler bekommen immer mehr Fächer wie Ernährungswissenschaft, Verbraucherschutz, interkulturelle Erziehung und viele mehr „on top“. Die vielen zusätzlichen Inhalte verhindern, dass für das Üben der Basiskompetenzen wie z. B. Rechtschreibung kaum noch Zeit bleibt. Er fordert eine Diskussion darüber, welche Fächer wirklich wichtig sind.

Alle sind glücklich, außer der Wirtschaft

Aktiv scheint aber kaum jemand den Zustand ändern zu wollen – die Politik freut sich über gute Zahlen, die Eltern über gute Abschlüsse und die Schüler über gute Noten. Allein die Unternehmen, in denen die Absolventen später anfangen, klagen über das Fehlen von Basiskompetenzen und damit hohen Bedarf an Nachschulungen.

Quelle: Abitur und keine Hochschulreife – Erschreckende Bildungsdefizite junger Deutscher. Von M. Bonakdar, in Das Erste vom 5.9.16.

Studie: „Ausbildungsreife & Studierfähigkeit“ der Konrad Adenauer Stiftung

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