Digital oder doch klassische Stellenanzeige?
Die Jugendlichen sind bei Instagram, Youtube und Co. und nur dort können sie im Ausbildungsrecruiting erreicht werden. Jein – ganz so einfach ist es nicht. Denn manchmal schlägt die klassische Stellenanzeige doch noch die digitalen Kanäle.
Interview im “Elevator Quiz”
Der Allianz-Versicherungskonzern nimmt potenzielle jugendliche Bewerber mit auf die Reise im “Elevator Quiz”. Dabei beantworten junge Angestellte, Praktikanten und Auszubildende fünf kurze Fragen während einer Fahrt im Fahrstuhl. Der ganze Film dauert ca. 52 Sekunden und wird bewusst “hemdsärmelig” umgesetzt. So, wie man es von den meisten der Videos auf Youtube kennt. Insgesamt rund 70 Clips gibt es davon auf dem Karrierekanal der Allianz.
Über digitale Kanäle und per “Du”
Geht es nach den Agenturen für jugendliches Personalmarketing, so hat der Versicherungskonzern alles richtig gemacht. Die junge Zielgruppe kann nur noch über digitale Kanäle, also soziale Netzwerke und optimal gestaltete Karriereseiten erreicht werden, so die Meinung. Dabei möchten sie per “Du” angesprochen werden und auf “Recruiting-Events” mögliche Arbeitgeber kennenlernen.
Klassische Stellenanzeigen out?
Zusätzlich gibt es geschlechterspezifische Unterschiede: Junge Frauen bevorzugen Bewegtbilder bei Youtube und Instagram, während junge Männer spielerische Elemente mögen. Stellenanzeigen via Print – ein NoGo bei der Suche nach dem Nachwuchs! Doch so ganz stimmt das auch nicht. Anja Warning, Volkswirtin aus Nürnberg und tätig für das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, untersucht die Rekrutierungsmethoden von Unternehmen.
Regionale Stadtmagazine vs. Youtube
Sie bestätigt, dass Jugendliche an den Auftritten von Unternehmen in den sozialen Netzwerken durchaus interessiert sind. Doch konkreten Anlass für eine Bewerbung gibt nicht selten eine Stellenanzeige in den regionalen und lokalen Stadtmagazinen und Zeitungen. Immerhin knapp 30 Prozent der Neueinstellungen von unter 25-Jährigen kommen über diesen Weg zustande. Bei den 25- bis 35-Jährigen sind es sogar rund 40 Prozent. Und auch die Art des Unternehmens spielt eine Rolle beim Bewerbungsweg – so ist es in einigen Handwerksberufen durchaus noch üblich, dass Arbeitssuchende sich mit ihren Unterlagen direkt beim Betrieb melden, um sich dem Chef vorzustellen. Bei einem großen Konzern wie der Allianz wäre das wiederum undenkbar.
Quelle: Human Resources Manager, Ausgabe April/Mai 2017, S. 52-55.