Das Unternehmen Procter und Gamble verlässt sich bei der Nachwuchs-Suche nicht auf seinen “Namen”, vielmehr setzt es auf den persönlichen Kontakt zu den möglichen Bewerbern: Am Standort Marktheidenfeld in Unterfranken beginnt man schon im sechsten Schuljahr bei den Real- und Mittelschulen mit dem Azubi-Recruiting.

Technik ist kein “Jungsding”

Im Umkreis von 30 Kilometern rund um den Standort werden die Schulen im Rahmen der Projektpartnerschaft “Come with ME” der bayerischen Metall- und Elektroindustrie an zwei Terminen besucht. Hier möchte Procter und Gamble Hilfestellung bei der Entscheidung geben, ob künftig ein eher kaufmännischer oder technischer Beruf in Frage kommt. Im ersten Termin stellt das Unternehmen sich und die Berufe, die dort ausgebildet werden, vor. Die Azubis erzählen selbst von ihrer Arbeit und führen mit den Schülern kleine Übungen durch, z. B. zum räumlichen Vorstellungsvermögen oder technischen Zeichnen. Insbesondere Mädchen sollen durch diese Besuche erfahren, dass Technik kein “Jungsding” ist. Beim zweiten Besuch, der einige Monate später stattfindet, bauen die Schüler unter Anleitung kleine Tischlüfter. Mit älteren Schülern aus Klasse 8 und 9 werden Bewerbungstrainings durchgeführt.

Bewerbungstraining, Exkursionen und “Nacht der Ausbildung”

Dabei informieren die Klassenlehrer im Vorfeld zum Thema Bewerbung und lassen Unterlagen vorbereiten. Diese werden dann während des Besuchs von den Ausbildungsverantwortlichen geprüft und Tipps gegeben. Hintergrund ist der Wunsch, später möglichst aussagekräftige Bewerbungen zu erhalten, mit denen eine Beurteilung leichter fällt. Wer möchte, kann auch an einem simulierten Bewerbungsgespräch teilnehmen. Dabei machen sich die anderen Schüler Notizen und diskutieren anschließend Verbesserungsvorschläge. Procter und Gamble bietet aber auch Exkursionen im eigenen Unternehmen an. In kleinen Gruppen, die von den Azubis betreut werden, können die Schüler mit Praxisübungen die Ausbildungsberufe kennenlernen. Kurz vor der Bewerbungsphase Anfang Juli findet die “Nacht der Ausbildung” statt, bei der die Jugendlichen gemeinsam mit ihren Eltern das Unternehmen besuchen können.

Zeit zwischen Vertragsabschluss und Ausbildungsstart nutzen

Nach der Bewerbungsphase und der Auswahl der künftigen Azubis gilt es, die Zeit zwischen Vertragsunterzeichnung und Ausbildungsstart ohne Absprünge zu überbrücken. Deshalb gibt es immer im November einen Festabend mit Eltern und Freunden, an dem die neuen Azubis willkommen geheißen und die Verträge überreicht werden. Die Veranstaltung wird seit fünf Jahren durchgeführt, seit der Zeit gab es keine Absage mehr. Im Februar vor Ausbildungsbeginn werden die neuen Azubis zum gemeinsamen Kennenlernen in ihre künftigen Arbeitsbereiche eingeladen, im April gibt es eine weitere Veranstaltung mit Informationen zum Ausbildungsstart und eine Einführung in das Online-Lernportal “eCademy”.

Quelle: “Es geht um persönlichen Kontakt”, von: V. Hochhausen, in: Bildungspraxis, Heft 2/2018, S. 6-8.