Soft Skills vermitteln: Selbstreflektion
Blog-Serie von Stefan Macke
Die Fähigkeit, die eigenen Kenntnisse zu bewerten, zu hinterfragen und zu verbessern, ist gerade in Zeiten der Digitalisierung und des sich ständig verändernden Arbeitsmarktes sehr wichtig. Die objektive Bewertung der eigenen Fähigkeiten ist aber gar nicht so einfach, da den Auszubildenden oft der Maßstab zum Vergleich fehlt.
Eine Schleife macht noch keinen Meister
Ein Anwendungsentwickler, der gerade seine erste Schleife programmiert hat, fühlt sich wie der Meister aller Computer, hat aber noch einen weiten Weg vor sich, bis er sein Handwerk wirklich versteht. Für Unternehmen und Mitarbeiter wäre es schlecht, wenn junge Fachkräfte zehn Jahre Berufserfahrung anhäufen, in denen sie kaum etwas dazugelernt haben.
Bewertungsmaßstab vorgeben
Den Bewertungsmaßstab gibt die Ausbilderin oder der Ausbilder vor. Gemeinsam mit den Auszubildenden wird ausgewertet – diese gleichen dadurch ihre eigene mit einer externen Einschätzung ab und können ihr Selbstbild entsprechend anpassen. Konkret geschieht das in unserem Unternehmen in wöchentlichen Feedback- und halbjährlichen Evaluierungs-Gesprächen. In letzteren werden anhand von Feedback-Bögen konkrete Fähigkeiten der Auszubildenden, wie z.B. die Kritikfähigkeit, die Integration ins Team, aber auch der Fortschritt in der Berufsschule, auf einer Punkteskala bewertet.
Selbstbild regelmäßig anpassen
Dies geschieht unabhängig voneinander durch die Auszubildenden und Ausbilder. Im gemeinsamen Gespräch werden die Punkte dann miteinander abgeglichen und die Auszubildenden bekommen gespiegelt, welchen Eindruck andere Personen von ihnen haben. Das hilft, langfristig das Selbstbild anzupassen. In den wöchentlichen Feedback-Gesprächen besteht die Möglichkeit, auch kurzfristig über die aktuelle Entwicklung zu sprechen und bei Bedarf gegenzusteuern.
Zeitfaktor für diese Maßnahme: Die Evaluierungs-Gespräche dauern in der Regel zwei Stunden, die wöchentlichen Feedback-Gespräche dreißig Minuten. Diese Zeit ist natürlich pro Azubi einzuplanen.
Bisher erschienen:
Über Stefan Macke:
Stefan Macke ist Softwareentwickler und -architekt bei der ALTE OLDENBURGER Krankenversicherung AG aus Vechta. Seit 2007 ist er dort außerdem Ausbilder für Fachinformatiker der Fachrichtung Anwendungsentwicklung und seit 2009 auch IHK-Prüfer in Oldenburg in diesem Beruf. Seine Erfahrungen in der Ausbildung teilt er in seinem Podcast unter http://anwendungsentwicklerpodcast.de.
Wie vermitteln Sie in Ihrer Ausbildung Soft Skills? Haben Sie noch weitere Maßnahmen, die Sie empfehlen können?
Kommentare
Die Evaluierungsbögen inkl. aller Bewertungspunkte kann man sich übrigens auf meiner Website kostenfrei herunterladen: https://fachinformatiker-anwendungsentwicklung.net/bewertung-von-auszubildenden-teil-2-anwendungsentwickler-podcast-72/
Ich bin dankbar für Feedback bzgl. der Fragen und Inhalte.