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Interview: Wichtige Stellschrauben für erfolgreiches Azubi-Marketing

„Die Berufsausbildung gewinnt immer weiter an Bedeutung für die Personalausstattung in der Zukunft. Freuen wir uns über jeden jungen Menschen, den wir für unsere Unternehmen gewinnen können.“ – sagt Brigitte Teschner, Business Development & Sales Managerin bei der Ausbildungsakademie der Frankfurt School of Finance & Management. Im Interview verrät sie Tipps für erfolgreiches Azubi-Marketing.

©Frankfurt School of Finance & Management gemeinnützige GmbH

Was ist das größte Problem beim Recruiting von Auszubildenden?

Trotz der hohen Anzahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen haben noch nicht alle Unternehmen (und deren Mitarbeitende) realisiert, dass sich der Ausbildungsmarkt gedreht hat und sich inzwischen die Unternehmen bei den Schüler:innen und Interessent:innen bewerben und nicht mehr umgekehrt. Viele Unternehmen gehen beim Recruiting und Bewerbermanagement noch genauso vor wie vor einigen Jahren, als sie noch in der komfortablen Situation waren, sich die Azubis aus einer Reihe von geeigneten Bewerbenden auszusuchen.

Was muss konkret geändert werden?

Die Denkweise muss sich ändern. Diese Umkehr des Marktes und das damit verbundene Verständnis muss sich in allen Bereichen manifestieren und hat große Auswirkungen auf jeden einzelnen Kontaktpunkt des Unternehmens mit dem Bewerbenden. Beispielsweise

  • freundliche Behandlung der Interessent:innen bei einem Besuch in einer Filiale,
  • aktives Anbieten von Praktikumsplätzen und
  • äußerst geringe Einstiegshürden für die Bewerbung.

Es bedeutet auch, sich von alten Gewohnheiten zu verabschieden, die „früher“ noch gut funktioniert haben.

©iStock – nitsawan

Was sollte bei den Karriere-Websites beachtet werden?

Karriere-Websites sind gelegentlich  kaum zu finden, weil sie neben dem Impressum versteckt liegen und unpersönlich mit langen Phrasen und hohen Anforderungen gespickt sind, ohne die tatsächlichen Fragen der Bewerbenden zu beantworten. Diese wünschen sich eine sympathisch wirkende Ansprechperson mit Kontaktdaten und Foto sowie Informationen zu folgenden Aspekten:

  • Wie sieht der zukünftige Alltag in der Praxis aus?
  • Wie viel verdiene ich?
  • Welche Perspektiven habe ich nach der Ausbildung?
  • Wie läuft der Bewerbungsprozess ab?
  • Was sagen aktuelle Azubis über die aktuelle Ausbildung?

Tipp: Werfen Sie einen kritischen Blick auf Ihre Website. Besser noch: Bitten Sie einen Youngster, sich in die Bewerberrolle hineinzuversetzen. Das könnte ein Mitarbeiterkind, ein junger Mensch aus dem Sportverein oder ein Azubi aus einem anderen Unternehmen sein – es finden sich sicher Freiwillige, die diese Aufgabe gerne übernehmen. Sie werden überrascht sein, welche Rückmeldungen Sie erhalten.

Welchen Tipp haben Sie für das Ausbildungsmarketing via Social Media?

Nutzen Sie die Expertise Ihrer aktuellen Azubis und binden Sie diese in Ihr Azubi-Marketing ein. Der Erfolg ist Ihren garantiert. Lassen Sie sie zum Beispiel als Projekt einen Social-Media-Kanal (z. B. Instagram) füttern, indem sie Fotos und kurze Videos aus ihrem Arbeitsalltag posten und somit Freunden und Bekannten in ihrem Alter das Unternehmen kostenlos und zielgruppengerecht präsentieren. Bei TikTok und SnapChat ist die Zielgruppe eher privat unterwegs. Hier bietet sich bezahlte Werbung an, die ansprechend im jeweiligen Style aufgemacht ist.

Nicht unterschätzt werden darf auch ein guter Facebook-Auftritt, durch den die Eltern (und Großeltern!) der Jugendlichen positiv beeinflusst werden können, da diese weiterhin großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder ausüben.

Was ist im Bewerbungsprozess wichtig?

Hand aufs Herz: Erhalten wirklich alle Bewerbenden von Ihnen innerhalb kürzester Zeit eine Eingangsbestätigung mit einem Ausblick, wie und in welchem Zeitraum der Prozess weitergeht – und wird dieser dann auch eingehalten? Häufig gibt es große Diskrepanzen zwischen dem, was Unternehmen meinen zu leisten und dem, wie es bei Bewerbenden ankommt. Eine schnelle und verbindliche Kommunikation ist die Basis dafür, dass Sie als Ausbildungsunternehmen weiter im Rennen bleiben.

Seien Sie ehrlich: Wie und wo finden Ihre Bewerbungsgespräche statt? In offener freundlicher Atmosphäre, in der Bewerbende gleichwertige Gesprächspartner:innen sind und Sie sich als Arbeitgeber bestmöglich präsentieren? Oder sitzen etwa immer noch mehrere streng blickende Prüfende hinter schweren Tischen und quetschen die „Bittstellenden“ aus, um ja auch die allerletzte Verfehlung aus dem Kindergarten zu entdecken und einen Grund zu finden, warum diese nicht absolut perfekt für den Ausbildungsplatz sind?

Wir befinden uns im Ausbildungsmarkt in einem Käufermarkt. Natürlich sind nicht alle Bewerber:innen geeignet, aber denken Sie immer daran, dass diese als Multiplikatoren für Freundinnen und Freunde, Mitschüler:innen sowie Geschwister alle Erlebnisse mit Ihnen in ihre Umgebung weitertragen.

Welche Rolle spielen Praktika?

Sie erhalten mehr Anfragen für Praktika als Sie erfüllen können? Herzlichen Glückwunsch! Es gibt keine bessere Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen, um zu sehen, ob man für eine Ausbildung zusammenpasst. Auch wenn das Betreuen von Praktikant:innen vielleicht nicht zu den Lieblingsaufgaben Ihrer Mitarbeitenden zählt – es ist DIE Investition in die Zukunft Ihres Unternehmens.

Tipp: Falls Sie nicht alle Praktikant:innen unterbringen können,, weil alle im gleichen Zeitraum kommen möchten, laden Sie doch die übrigen Interessierten an einem Tag für zwei Stunden zu Ihnen ins Unternehmen ein und präsentieren sich – und am besten, Sie laden die Eltern gleich mit ein: Je mehr Multiplikatoren Sie für die Ausbildung in Ihrem Haus haben, desto besser. Wenn Sie diese Veranstaltung dann auch noch als Azubi-Projekt durchführen, haben Sie einen Mehrwert für alle Beteiligten.

Vielen Dank für dieses Interview und die Tipps zum Azubi-Marketing! 

Die Ausbildungsakademie der Frankfurt School of Finance & Management unterstützt Unternehmen als klassischer Bildungs- und Beratungspartner in allen Fragen rund um die berufliche Ausbildung. In den letzten fünfzehn Jahren hat die Ausbildungsakademie der Frankfurt School mehr als 10.000 Auszubildende dabei unterstützt, ihre Prüfung erfolgreich abzuschließen und über 800 Teilnehmende nach der Ausbildungsverordnung zu Ausbildenden qualifiziert. Neben Auszubildenden in den Berufen Bankkaufleute, Kaufleute für Büromanagement, Kaufleute für Dialogmarketing und Immobilienkaufleute schult die Ausbildungsakademie ebenso Ausbildungsverantwortliche wie auch IHK-Prüfende.


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