So stellen Sie die richtigen Fragen im Bewerbungsgespräch
Ein Blick auf das Zeugnis hat die Entscheidung, ob jemand einen Ausbildungsplatz bekommt oder nicht, bislang relativ einfach gemacht. Doch so leicht ist es heute nicht mehr – bei 31 Prozent unbesetzten Azubi-Stellen in West- bzw. 45 Prozent in Ostdeutschland. Lenken Sie stattdessen im Bewerbungsgespräch Ihren Blick stärker auf die Persönlichkeit der Bewerber. Die richtigen Fragen helfen Ihnen dabei.
Weniger Noten, mehr Persönlichkeit
Viele Personalverantwortliche haben schon die Erfahrung gemacht, dass die Schulnoten bei einigen Bewerbern schlechter sind als ihre tatsächliche Leistungsfähigkeit. Doch worauf kommt es bei der Persönlichkeit an? Und wie findet man das heraus? Für einen langfristigen Ausbildungserfolg zählen dabei hauptsächlich drei Komponenten: Motivation, Kommunikation und Sozialkompetenz.
Motiviert arbeitet es sich besser
Wer motiviert ist, lernt schneller und ist leistungsfähiger – das ist soweit kein Geheimnis. Um herauszufinden, wie motiviert Ihr Azubi-Kandidat tatsächlich ist, stellen Sie gezielt Fragen zum Ausbildungsberuf. Wird deutlich, warum die Entscheidung für dieses Berufsbild gefallen ist und was einen dort erwartet? So wird schnell klar, ob und wie der Bewerber sich vorher mit dieser Tätigkeit auseinandergesetzt hat. Fragen Sie auch nach Hobbys und Freizeitinteressen, um festzustellen, ob es Verwandtschaften zu den im Beruf geforderten Fähigkeiten gibt.
Kommunikationsfähigkeit testen
Gute Fähigkeiten in der Kommunikation helfen im Berufsleben an vielen Stellen: Verkaufsgespräche mit Kunden, Briefinggespräche mit Kollegen oder Feedbackgespräche mit dem Vorgesetzten. Wer auch schwierige Gesprächssituationen meistert, ist im Arbeitsleben vielseitig einsetzbar. Um die Kommunikationsfähigkeit von Bewerbern zu testen, versuchen Sie, diese aus der Reserve zu locken. Der Klassiker ist dabei die Frage nach den Stärken und Schwächen. Aber auch “Mit welchen drei Worten würden deine Freunde dich beschreiben?” oder “Was mochtest du an der Schule am wenigsten?” erhalten Sie aufschlussreiche Reaktionen zum Thema Kommunikationsstärke. Bleibt Ihr Gegenüber ruhig und lässt sich Zeit für die Antwort? Oder reagieren sie überfordert und hektisch?
Sozialkompetente Azubis kennen ihre Stärken und Schwächen
Sozialkompetenz bedeutet z. B., einen guten Riecher für Stimmungen zu haben. Dazu gehört auch die Kenntnis um Konfliktursachen und Lösungsmöglichkeiten. Sozialkompetente Azubis sind nicht fehlerlos, aber sie können besser mit ihnen umgehen und wissen, wo ihre starken und schwachen Seiten liegen. Um das in einem Bewerbungsgespräch herauszufinden, benötigen Sie schon etwas Geschick. Stellen Sie, abhängig vom Berufsfeld, eine konkrete Arbeitsaufgabe. Fragen Sie, wie er mit einem schwierigen Kunden umgehen würde. Etwas ungewöhnlich, aber aufschlussreich ist auch die Frage: “Aus welchen Gründen hast du das letzte Mal bewusst eine Regel verletzt?” oder “Wie konntest du jemand schon einmal zu Erfolg verhelfen?”. Bei diesen Fragen muss der Bewerber schnell überlegen, was er antwortet und zeigt, wie gut er sich dabei auf Sie einstellen kann. Das, was berichtet wird und wie es berichtet wird, kann Ihnen einen Eindruck der Sozialkompetenz vermitteln.
Quelle: Human Resources Manager vom 14.03.2017