wirAUSBILDER Online-Konferenz: Next Level Ausbildung: nachhaltig, innovativ, digital!
Next Level Ausbildung: nachhaltig, innovativ, digital! So lautete das Motto der wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ im November 2023. Der erste Tag der wirAusbilder Online-Konferenz trug die Überschrift „Digitaler Ausblick – Tools, Trends und Technik“.
Welche Themen und Tipps besprochen wurden, lesen Sie hier.
Ausbilder:in trifft auf künstliche Intelligenz – ChatGPT und KI in der Ausbildung
Das Mega-Thema ChatGPT ist seit dem letzten Jahr bekannt. Josef Buschbacher startete seinen Vortrag mit einer kurzen Umfrage, ob und wie häufig die Teilnehmenden bisher ChatGPT nutzen: Von „Bisher schon ca. 50 mal“ bis hin zu „Was zur Hölle ist ChatGPT“ war alles dabei.
Aus welchen Gründen KI künftig integraler Bestandteil der Ausbildung wird und wie ChatGPT und andere Tools für die tägliche Arbeit genutzt werden können, erklärte Buschbacher in seinem anschließenden Vortrag anhand von vielen praktischen Beispielen:
Sie können den Rahmenplan eines Ausbildungsberufs hochladen in ChatGPT und zusätzlich konkrete Angaben bezüglich Abteilungen, in denen Ihre Azubis eingesetzt werden sollen, Dauer, Berufsschultagen, Urlaubszeiten etc. machen und bekommen eine komplette Azubi-Einsatzplanung für x Azubis.
Auch für Ausbildungsmarketing, Datenauswertung, Recruiting und Schulungen für Azubis kann ChatGPT hilfreich und zeitsparend sein, wie durch die vorgestellten Anwendungsmöglichkeiten deutlich wurde.
Grundsätzlich gilt: „Shit in – shit out!“ -> Je detaillierter die Eingaben (sog. Prompts) sind, desto genauer und hilfreicher die Ergebnisse!
Damit wird auch das Vorurteil, dass die KI dem Azubi sämtliche Aufgaben einfach abnimmt, entkräftet. Denn der Azubi muss genaue Infos eingeben, damit ein brauchbares Ergebnis dabei herauskommt. Die simple Eingabe „Schreib mir ein Berichtsheft über meinen Einsatz in der Buchhaltung“ führt beispielsweise nicht zu brauchbaren Ergebnissen. Erst, wenn genaue Angaben über Tätigkeiten usw. gemacht werden, wird ein passender Text erstellt – ohne Nachdenken und genaue Infos geht es also nicht.
Selbstverständlich müssen Azubis informiert und auch sensibilisiert werden, denn sensible Daten dürfen nicht für ChatGPT genutzt werden.
Buschbachers Tipp am Ende seines Vortrags: Künstliche Intelligenz wie ChatGPT und andere Tools bewusst nutzen und kanalisieren sowie den Mut haben, etwas auszuprobieren!
Es folgte noch ein kurzer, reger Austausch unter den Teilnehmenden.
Einbindung von Zukunftstechnologien in den Ausbildungsalltag
Wie wichtig es ist, sich mit dem Thema Digitalisierung zu beschäftigen, vermittelten auch Ausbildungsleiter Richard Dür und Martin Münch, der bei den Illwerken für Digitalisierung zuständig ist. Im Fokus ihres Vortrags standen die systematische und nachhaltige Implementierung der Digitalisierung in die Ausbildung, strategische Handlungsfelder und ihre Implementierung in den Ausbildungsalltag sowie Learnings und Handlungsempfehlungen.
Wichtig sind: Plan – Transfer – Anwendung. Es muss sichergestellt werden, wie die Umsetzung nach der Wissensvermittlung erfolgen kann, wie man ins „Tun“ kommt. Welche Lehrinhalte gibt es, wie können diese mit digitalen Technologien verknüpft oder ergänzt werden?
So wurde im Unternehmen u.a. ein Hackathon veranstaltet, die Auszubildenden im dritten Lehrjahr fungieren als Inspiratoren und Motivatoren für neue Auszubildende, organisieren entsprechende Workshops und haben auch Freiraum, „verrückte Dinge“ auszuprobieren.
Wichtig sei auch die Fehlerkultur: Ohne Vertrauen entstehet keine Innovation! Und „Fail fast“ -> aus Fehlern lernen und dynamisch bleiben.
Nach einer kurzen Pause konnten sich die Teilnehmer:innen für einen der beiden Breakout-Sessions entscheiden: noch auf zwei Breakout Sessions zu den Themen “Podcasts für Azubis” und “digitaler Ausbilder” freuen.
Erfahrungsbericht: Digitaler Ausbilder
Timo Richters ist Projektmanager für digitale Transformation bei Airbus. Seine Aufgaben sind u.a. Administration senken durch „Aufräumen“ und die Schaffung von Strukturen, er erstellt Konzepte, entwickelt Workshops z.B. zu Künstlicher Intelligenz, und schafft Freiräume für neue Ideen. Er möchte einen Ausblick geben, Hektik reduzieren und Analysieren und Kuratieren.
Er berichtete, dass die Ausbildung bei Airbus bis vor ca. zehn Jahren „recht konstant“ war. Heute ist die Ausbildung eng mit Forschung verknüpft, es gibt eine Vielzahl von Impacts (Generation Z, bald kommt die Generation Alpha, neue Kompetenzen werden benötigt, neue Berufe entstehen, neue Technologien entwickeln sich usw.) und Ausbildung ist überall „mittendrin“.
Zwar ist Airbus mit über 800 Auszubildenden und 300 Lernorten ein sehr großer Ausbildungsbetrieb, doch die Probleme und Herausforderungen in der Ausbildung sind – unabhängig von der Branche oder Unternehmensgröße – überall sehr ähnlich bis gleich:
Herausforderungen sind da, aber weniger Ressourcen verfügbar und damit muss man zurechtkommen und Lösungsstrategien entwickeln. In Zukunft braucht die Ausbildung viel mehr Kompetenzen der Ausbilder:innen und einen höheren Grad an Flexibilität, auch mehr Freiheitsgrade.
Ideal wäre viel mehr Individualität in der Ausbildung auch für die Azubis: „Wie ist “dein” idealer Weg in der Ausbildung?“, „Welche Stärken kannst du hier einbringen?“ – und das auf der Grundlage des Ausbildungsrahmenplans. Dazu muss ein Rollenwandel geschehen und Ausbildungspersonal muss dafür viel mehr lernprozessbegleitend agieren, Mentor:in sein usw.
Es braucht dafür auch moderne Tools: digitale Tools, cloudbasiertes Arbeiten etc. Und es braucht Veränderungsbereitschaft der Ausbilder:innen sowie Diversität! Dies sind alles Herausforderungen, um diese Komplexität zu handeln. Und zwar für jeden Ausbildungsbetrieb.
Tipp: BAQLeitfadenfaden_Leitbild_web.pdf (bibb.de)
Von der Idee zum fertigen Podcast
Frank Hüsgen ist einer der Podcaster beim NWB Verlag. Als er dort vor einigen Jahren seine Idee „Wir können doch einen Podcast für steuerberatende Berufe machen“ vorstellte, schlugen ihm gleich mehrere Vorurteile entgegen: „Der Podcast-Hype ist vorbei“, „Damit erreichen/verdienen wir eh nichts“ usw.
Doch mitnichten! Mittlerweile sind mehrere erfolgreiche Podcasts etabliert – und erreichen nicht nur eine hohen Zahl an Hörer:innen, sondern generieren auch mittlerweile Umsatz durch Werbeeinnahmen. Dazu teilte er noch ein interessantes Umfrage-Ergebnis: 87 % finden Werbung in Podcasts nicht störend.
Ein wichtiges Learning verriet er ebenfalls: Je genauer die Zielgruppe definiert ist, desto erfolgreicher der Podcast. Denn wenn die Inhalte passgenau und interessant für die Zielgruppe sind, wird der Podcast auch erfolgreich.
Als Beispiel dafür nannte er den „Bildungspodcast“: Das Problem war, dass mehrere Zielgruppen angesprochen werden sollten: Lehrer:innen, Bildungsträger und Ausbildungsleiter:innen. Doch da zu viele allgemeine Bildungsthemen besprochen wurden, haben sich die jeweiligen Zielgruppen nur von jedem zweiten oder dritten Thema angesprochen gefühlt. Der Podcast war daher nicht erfolgreich und wurde mittlerweile eingestellt.
Ausbildungsbetriebe sollten sich beispielsweise nicht an potenzielle Ausbildungs-Bewerber:innen, deren Eltern und die eigenen Mitarbeitenden gleichzeitig wenden.
Wichtige generelle Tipps für die Planung von Podcast-Folgen sind:
- Ziel: Warum machen wir diesen Podcast für die Hörer:innen? Z.B. Inspiration? Wissenstransfer?
- Mindestens einmal im Monat eine Folge veröffentlichen
- Länge definieren
- Moderation und Recherche (Skript/Fragen/Plan) vorbereiten
- Tipp für das Skript: Die „Heldenreise“, der Gesprächspartner startet mit der Darstellung eines Problems/einer Herausforderung und erzählt im Folgenden, wie er dieses gelöst hat. So verliert man auch nicht den roten Faden.
- Ansprache mit mit den Gesprächspartner:innen vor Aufnahme besprechen: Du oder Sie?
- Technische Voraussetzungen prüfen, Anforderungen an den Aufnahme-Raum, Software etc.
- Technik organisieren und vor der Aufnahme checken
- Nachbereitung, z.B. Angebote verlinken, Shownotes ergänzen usw.
Frank Hüsgen erklärte auch noch detailliert, welches technische Equipment man benötigt sowie die Vor- und Nachteile verschiedener Mikros, Kopfhörer etc. Fun fact: Notfalls funktioniert es aber auch mit einem Smartphone und einer ZEWA-Rolle.
Tag 2 begann mit einem Thema, das in Bezug auf die Online-Konferenz nicht zu wörtlich genommen werden durfte:
“Langsam war gestern”
Michael von Hertell stellt die optimierte Candidate & Employee Journey von REHAU vor. Mittlerweile ist das Unternehmen so schnell geworden, dass teilweise direkt nach einem Vorstellungsgespräch der Ausbildungsvertrag unterschrieben werden kann und der gesamte Recruiting-Prozess nur rund eine Woche dauert.
In manchen Unternehmen dauert der Bewerbungsprozess 7 Monate. Die Folge: Sehr viele Bewerber:innen springen ab. Zudem sind die Bewerbungsprozesse auch ein Auswahlkriterium für die Schüler:innen: Ist der Bewerbungsprozess bei Unternehmen XY einfacher und ohne großen Aufwand, bewerben sie sich lieber dort als bei Unternehmen Z, wo der Prozess für sie aufwändiger ist.
Daher sein eindringlicher Rat an die Teilnehmenden: „Guckt euch euren Prozess an: Wann steigen die Leute aus, brechen den Prozess ab oder melden sich nicht mehr? Da ansetzen!“
Die schnelle Bewerbung:
- Kein Anschreiben mehr nötig,
- Keine Registrierung in einem Bewerbersystem
- Kein Einstellungstest
- Nur ein online anklickbares Formular mit Fragen
- Kontakt mit den Bewerbenden per WhatsApp und Telefon (die GenZ liest E-Mails kaum noch)
- Es gibt ein Vorstellungsgespräch vor Ort – den Termin dafür können die Bewerber:innen selbst aussuchen und online buchen.
Offen berichtet auch er auch von den Herausforderungen, nötigen Prozessänderungen und Nachteilen dieses schnellen Bewerbungsprozesses. Doch für ihn ist klar: Die Vorteil überwiegen.
Nachhaltigkeit
Christian Hein ist Ausbilder für Elektroniker für Betriebstechnik bei westnetz. Er stellte da Nachhaltigkeitskonzept in der Aus- und Weiterbildung vor.
Die Idee dahinter war, Verständnis für das Thema „Nachhaltigkeit“ zu schaffen und mit den Inhalten der Ausbildungsberufe zu verknüpfen. Deshalb ist Nachhaltigkeit nicht eines von vielen zu vermittelnden Inhalten während der Ausbildung, sondern zieht sich durch die gesamte Ausbildung.
Es beginnt mit Kleinprojekten im ersten Ausbildungsjahr, wie den gemeinschaftlichen Bau von Bienenkästen, einer Baumpflanz-Aktion in Kooperation mit einem Forstbetrieb o.Ä. Außerdem können die Azubis im Laufe ihrer Ausbildung in Ideenwerkstätten arbeiten und selbst neue Ideen entwickeln und umsetzen. Es gibt Social Days im Unternehmen mit vielen Aktionen aller Mitarbeitenden und NachhaltigkeitsScouts wurden im Unternehmen etabliert.
Im 3. und 4. Lehrjahr starten die Azubis in eine einwöchige Projektphase, in der das Erlernte während der Ausbildung umgesetzt werden kann. So entstand beispielsweise eine Solarzellen-Konstruktion, die sich automatisch mit der Sonne dreht.
Heins Appell: Nachhaltigkeit darf nicht ein Thema on top zu den sonstigen Ausbildungsthemen sein, sondern es muss integriert werden. Statt Verboten sollten Alternativen aufgezeigt werden und Azubis wie Ausbilder:innen sollten einbezogen werden!
Im nachfolgenden Austausch unter den Teilnehmenden kam unter anderem noch eine gut umsetzbare Idee für die Weihnachtszeit auf: Statt eines Adventskalenders eine 24-Tage-Challenge. Hinter Türchen 1 verbirgt sich beispielsweise die Aufgabe, die Treppe statt den Aufzug zu nehmen usw.
Dies war ein kurzer Einblick in einige der Vorträge der vergangenen wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ. Wir freuen uns schon auf die nächste nächste wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ! Sind Sie auch dabei?
Die nächste wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ
Am 26. und 27. November 2024 findet die nächste wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ statt!
Freuen Sie sich auf …
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