6 Thesen zur Digitalisierung in Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben
Die Studie “Monitor Digitale Bildung” der Bertelsmann Stiftung gibt Antwort auf die Frage, wie gut deutsche Ausbildungsstätten auf die Digitalisierung vorbereitet sind. In der Zusammenfassung wurden 6 Ergebnisse formuliert:
- Veraltete Didaktik: Wenn digitale Elemente überhaupt zum Einsatz kommen, dann nach veralteten didaktischen und methodischen Regeln. Die Potenziale digitalen Lernens werden nicht ausgeschöpft.
- Fehlende Motivierung von Lernnachzüglern: Insbesondere junge Männer mit geringer Qualifikation lassen sich schnell vom digitalen Lernen begeistern. Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe nutzen diese Möglichkeit, das fehlende Wissen auf Stand zu bringen, nicht oder nur unzureichend.
- Kaum Zeit und Geld für Fortbildung: Für den Einsatz digitaler Lernelemente benötigt das ausbildende Personal entsprechende Kompetenzen. Um diese zu entwickeln, fehlt ihnen allerdings Zeit und Geld sowie Orientierungshilfen.
- Lehrkraft entscheidet über den Einsatz: Treiber für den Einsatz digitaler Lernmedien sind die Azubis selbst und Lehrkräfte mit längerer Berufserfahrung. Ob und wie diese Lernform genutzt wird, entscheidet letztendlich die jeweilige Lehrkraft.
- Technik statt Strategie: Berufsschulen sehen den Faktor Digitales Lernen eher als Imagefaktor denn als strategisches Mittel zur Unterrichtsentwicklung. So wird eher Wert auf die technische Ausstattung gelegt als auf die Art und Weise der Nutzung.
- Schlechte WLAN-Ausstattung: Wenn technische Infrastruktur vorhanden ist, handelt es sich oft um Whiteboards und PCs. Die Schüler nutzen meistens ihre eigenen mobilen Geräte für digitale Lernanwendungen. Noch schlechter sieht es mit WLAN aus: Die Mehrheit der Berufsschullehrer hat am Arbeitsplatz kein oder nur unzureichendes WLAN zur Verfügung.
In der Studie werden Handlungsempfehlungen gegeben, um das Thema Digitalisierung stärker in der Ausbildung zu verankern:
- Berufsschullehrer und Ausbilder benötigen konkrete Praxisbeispiele für gelungene digitale Lernanwendungen, um aus diesen zu lernen und eigene Konzepte entwickeln zu können. So kann aus dem “Problem” ein Lösungsansatz werden.
- Sichere Anwendung digitaler Lernkonzepte entsteht nur aus eigenem Können. Schon in der Lehramtsausbildung müssen diese Kompetenzen entwickelt werden. Ausbilder sollten regelmäßig an passenden Fortbildungen teilnehmen. Daneben steht das Angebot hochwertiger digitaler Materialien, welche idealerweise von den Kammern und Berufsgenossenschaften zur Verfügung gestellt werden.
- Die Berufsschulen benötigen Freiräume, um sich untereinander und mit den Ausbildungsbetrieben für die Entwicklung einer eigenen, individuellen Digital-Strategie auszutauschen. Die Politik ist gefordert, diese Freiräume zu ermöglichen.
- Eine gute WLAN-Ausstattung ist die Basis für digitales Lernen. Dazu kommt kompetente Administration und Betreuung des Netzwerks. Hier haben die Berufsschulen im Vergleich zu den allgemeinbildenden Schulen noch Nachholbedarf.
Quelle: Youtube statt DVD – ansonsten kaum digitaler Fortschritt im Berufsschulalltag.