“Digitalisierungs-Update” für die betriebliche Ausbildung
Torben Padur ist beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für den Bereich Digitalisierung zuständig und untersucht derzeit, welchen Erneuerungsbedarf es in Form eines “Digitalisierungs-Updates” es für die Ausbildungsberufe gibt. Erstes Fazit: Fast alle Berufsbilder sind betroffen, deshalb müssten junge Menschen viel früher auf die vernetzte Arbeitswelt vorbereitet und Ausbildungen anders gestaltet werden.
Stellschrauben für eine attraktive Ausbildung
Mit dem aktuellen Stand ist Padur zufrieden, denn das Thema Digitalisierung wurde erkannt und man befinde sich bereits in der Gestaltung, Umsetzung und Modernisierung der Berufe. Zusätzlich müsse noch an einigen Stellschrauben gedreht werden, um das System der dualen Ausbildung attraktiv zu halten.
Ungleichzeitigkeit in der betrieblichen Entwicklung
Derzeit gebe es noch eine hohe Ungleichzeitigkeit bei der betrieblichen Entwicklung – während einige Unternehmen die “4.0-Schwelle” bereits überschritten haben, sind andere noch weiter zurück. Dennoch bilden alle die gleichen Berufsbilder mit gleichen Abschlüssen aus. Um dieses Ungleichgewicht anzupassen, entwickelt er mithilfe eines “Berufsscreenings” in seinem Bereich derzeit Lösungsansätze für beide Entwicklungsstufen.
12 Ausbildungsberufe unter der Lupe
Dieses Screening untersucht seit zwei Jahren am Beispiel von 12 Ausbildungsberufen, welche Zukunftskompetenzen dort vermittelt werden. Dabei sind z. B. Industriekaufleute, Fachkräfte für Lagerlogistik, Straßenbauer und Landwirte. Vor allem bei den kleinen und mittleren Betrieben wird hier geprüft, wie Digitalisierung diese Berufe verändert hat und wie die Azubis künftig qualifiziert werden müssen.
Airbus-Cockpit statt Traktor-Romantik
Pauschal kann er jetzt schon bestätigen, dass Digitalisierung in allen Berufen eine Rolle spielt – die heutigen Erntemaschinen gleichen z. B. eher einem Airbus-Cockpit und haben mit Traktor-Romantik kaum noch etwas zu tun. Aber auch in den anderen Ausbildungsberufen bekommen Kompetenzen wie die Arbeit in interdisziplinären Teams, Austausch mit Dritten in virtuellen Räumen und Umgang mit digitalen Medien immer mehr Bedeutung.
Ausbildungsordnungen sind bewusst technikoffen
Der Vorteil sei bis jetzt, dass die Ausbildungsordnungen technikoffen beschrieben sind. So müsse man nicht bei jeder technischen Veränderung mit einer Anpassung reagieren, gleichzeitig bieten sich viele Anker für das Thema Digitalisierung. In Zukunft gilt es, stärker projektorientiert und mit System- und Prozessverständnis auszubilden. Der Lernort Berufsschule ist dabei ein wichtiger Partner.
Lehrpläne auf Veränderungen anpassen
Unter dem Motto “Lernortkooperation 4.0.” müssen die Lehrpläne auf diese Veränderungen hin angepasst werden, dazu sei man eng im Austausch mit den Kultusministerkonferenzen und den Ländern. Hier geht es um den Einsatz von digitalen Ausbildungsmitteln und die Gestaltung dazu passender Lernsituationen.
Quelle: Interview auf www.deutschlandfunk.de vom 18.04.2018.