Jede dritte Ausbildungsstelle im Bau bleibt unbesetzt
In Frankfurt herrscht aktuell Hochbetrieb in der Baubranche – aber auch dort ist Nachwuchs Mangelware. Jede dritte Ausbildungsstelle im Baugewerbe bleibt unbesetzt, einige Firmen rekrutieren deshalb gezielt junge Flüchtlinge, um Aufträge auch in Zukunft bearbeiten zu können.
Weniger Bürokratie bei der Ausbildung von Flüchtlingen
Die Daris GmbH in Rödelheim stellt jedes Jahr vier Dachdecker-Azubis ein. Drei der jetzigen Azubis sind junge Geflüchtete, mit denen der Dachdeckermeister Hermann Schmidt sehr zufrieden ist. Er freut sich, dass die bürokratischen Hürden für die Ausbildung von Flüchtlingen gesunken sind, zudem zeigten die drei Azubis viel Engagement: Sie haben Deutsch gelernt und einen Schulabschluss erreicht. Weitere Hilfe bekommen sie über ein gut sortiertes Nachhilfe-Netz, das sich über die Zusammenarbeit der Arbeitsagentur, der Kammern und der Unternehmen in Frankfurt gebildet habe.
Nachwuchs-Mangel – trotz guter Bezahlung
Die Vorwürfe der IG Bau Rhein-Main, die Ausbildung auf dem Bau sei unattraktiv, weil zu wenig Vergütung gezahlt würde, kann Raimund Ernst, Geschäftsführer der Bau-Innung Frankfurt, nicht nachvollziehen. Im zweiten Lehrjahr gebe es 1.135 Euro, das sei doch erheblich mehr als in anderen Ausbildungsberufen. Trotzdem schätzt er, dass im August jede dritte der 135 offenen Stellen nicht besetzt werden könne. Bewerber sagen kurzfristig ab oder sind nicht geeignet.
Auf sich aufmerksam machen
Patrizia Borna, Sprecherin der Handwerkskammer Rhein-Main, empfiehlt deshalb, möglichst schon vorher eine Auswahl an Bewerbern zu haben und entsprechend auf sich aufmerksam zu machen. Gelegenheiten böten sich bei Lehrstellenbörsen oder z. B. beim “Rudertag des Handwerks”, wo die Innung mit verschiedenen Aktionen junge Leute ansprechen will.
Gute Bewerber erkennt man nicht am Zeugnis
Gute Bewerber könne man nicht am Zeugnis erkennen, so Hermann Schmidt. In seinem Unternehmen wird grundsätzlich ein Aufnahmetest durchgeführt und ein vierwöchiges Praktikum angeschlossen. Erst dann können die Jugendlichen feststellen, ob der Beruf zu ihnen passt. Allerdings benötige es auch ausreichend junge Menschen, die das ausprobieren wollen.