“Privates Engagement ist ein Muss” – so fasst Xenia Froehlich, verantwortlich für die kaufmännische Ausbildung beim Molkereispezialisten Ehrmann, die Arbeit mit dem Ziel, junge Geflüchtete über ein Praktikum in eine Ausbildung zu bringen, zusammen. Seit dem Frühjahr 2015 läuft im Hauptsitz der Familien-Molkerei in Oberschönegg ein Projekt, mit dem Flüchtlinge als Fachkraft qualifiziert werden sollen.

Über die IHK  wurde der erste Kontakt zu Sarfraz M. aus Pakistan hergestellt. Der 19-jährige kommt aus einem Jugendschutzprogramm und soll nun nach Praktika und Einstiegsqualifikationen eine Ausbildung als Mechaniker bei Ehrmann beginnen.

Im Interview erläutert Frau Froehlich, welche Rolle der Rückhalt der Geschäftsleitung und der Fachabteilungen bei diesem Projekt gespielt hat und was die größten Herausforderungen bei der Integration der jungen Menschen sind.

Interview mit Xenia Froehlich jetzt anhören:

Hintergrundinformationen:

Sarfraz M. kam  2013 aus Pakistan, wo er 1 Jahr als Automechaniker gearbeitet hatte, nach Griechenland. Für die Weiterreise nach Deutschland arbeitete er dort 2 Monate lang als Küchenhelfer und fuhr dann im Dezember 2014 mit dem Zug nach München. Nach Zwischenstationen u.a. bei der Jugendfürsorgeeinrichtung in München kam er in die Jugendeinrichtung SYSE e.V., Touchdown Dorschhausen bei Bad Wörishofen. Von dort aus besuchte Sarfraz M. die Berufsschule in Mindelheim.

Engagement im privaten Umfeld notwendig

Auf Initiative der IHK Schwaben in Zusammenarbeit mit der Berufsschule wurde der Kontakt zum Unternehmen Ehrmann hergestellt. Dort absolvierte der junge Mann zunächst Praktika in verschiedenen Berufen und zeigte sich dabei motiviert und wissbegierig. Seit dem 1. September 2015 nimmt er bei Ehrmann an einer EQJ-Maßnahme teil, mit dem Ausbildungsziel Maschinen und Anlagenführer.
Von der Asylunterkunft in Babenhausen zog Sarfraz M. nach Antrag der Firma Ehrmann auf private Wohnsitznahme in eine eigene Wohnung um, auch, um die Anfahrtsstrecke zum Arbeitsort zu reduzieren sowie ein geeigneteres Lern- und Lebensumfeld zu schaffen.

Ausbildungsstart von bürokratischen Zusagen abhängig

Schwierig stellt sich nach wie vor der Umgang mit der Bürokratie dar, denn um dem Antrag auf privates Wohnen zustimmen zu können, benötigt das Ausländeramt einen Herkunftsnachweis des Flüchtlings.
Auch hier ist Ehrmann aktiv und bemüht sich aktuell darum, eine beglaubigte Abschrift seiner Geburtsurkunde aus Pakistan zu bekommen.
Trotz aller Umstände soll Sarfraz M. zum 1. September 2016 seine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer beginnen, die Zustimmung des Ausländeramtes ist hierzu aber zwingend notwendig.

Zum Unternehmen Ehrmann:

Die Ehrmann Unternehmensgruppe ist mit ihren Molkereiprodukten seit 1920 erfolgreich unterwegs. In den 7 internationalen Produktionsstandorten und 8 Vertriebsniederlassungen beschäftigt das Unternehmen über 1.700 Mitarbeiter. In 6 Ausbildungsberufen, z. B. Milchtechnologen und Mechatroniker, qualifiziert Ehrmann den Nachwuchs zur Fachkraft.