Einen Leitfaden für das Vorstellungsgespräch entwickeln
In so ziemlich jedem Auswahlprozess werden Vorstellungsgespräche geführt. Für diese Gespräche ist es hilfreich und auch aus Qualitätsgründen notwendig, einen Leitfaden zu erstellen.
Ausbilder sollten schon vor Beginn der Auswahl die Anforderungen (aus den Bereichen Fach-, Methoden-, Sozial und Selbstkompetenzen) festlegen, die diese an die Bewerber für jeden einzelnen Ausbildungsberuf haben. Das geschieht am besten in Zusammenarbeit mit den ausbildenden Fachbereichen. Damit wissen Sie, welche Anforderungen im Vorstellungsgespräch abzuklären sind.
Anforderungen an den Bewerber festlegen
Nehmen wir einmal an, Sie möchten einen Auszubildenden mit guter mündlicher Kommunikationsfähigkeit, weil dieser von Anfang an viel Kundenkontakt haben wird. Zudem ist bei Ihnen der Teamspirit groß geschrieben. Der Auszubildende muss also teamfähig sein. Dann gilt es, sich zu überlegen und zu erarbeiten, wie Sie diese Kommunikations- und Teamfähigkeit im Gespräch erkennen können.
Die Kommunikationsfähigkeit können Sie gut im Vorstellungsgespräch beobachten und hören: Spricht der Bewerber flüssig, verwendet er vollständige Sätze, ist das Gesagte verständlich usw.
Fragen für das Vorstellungsgespräch entwickeln
Bei der Teamfähigkeit sieht es etwas anders aus. Hier müssen Sie überlegen, mit welchen Fragen Sie herausfinden, ob Ihr Bewerber teamfähig ist. Die Wahrscheinlichkeit, dies mit der Frage „Würden Sie sich als Teamplayer oder Einzelkämpfer bezeichnen?“ herauszufinden, ist nicht sehr groß. Geeigneter sind hier Fragen wie z.B.:
- „Wann haben Sie das letzte Mal in einem Team gearbeitet?“ (Das kann im schulischen oder privaten Umfeld sein.)
- „Beschreiben Sie diese Teamarbeit. Welche Aufgaben haben Sie übernommen? Haben Sie sich wohl gefühlt? Was lief gut? Was nicht?“
- „Wie sind Sie mit schwierigen Situationen im Team umgegangen?“
- „Was bedeutet für Sie gute Teamarbeit?“
- usw.
D.h. bei dieser Kompetenz versuchen wir den Bewerber zum Erzählen von eigenen erlebten Situationen anzuregen, um so seine bevorzugten Verhaltensweisen herauszufinden und dann zu erkennen, ob diese zu unseren Anforderungen passen.
Damit können Sie einen Leitfaden für Ihr Vorstellungsgespräch erstellen, welcher sich auf Ihre firmenspezifischen Anforderungen bezieht und angewandt auch erfolgreich sein wird. Lassen Sie im Leitfaden Platz für Ihre Beobachtungen und Bemerkungen. Hier können Sie zudem Punkte aus den Bewerbungsunterlagen notieren, die Sie ansprechen und klären möchten.
Skala für den Leitfaden
Direkt nach dem Vorstellungsgespräch entscheiden Sie sich in jedem Anforderungskriterium, ob der Bewerber Ihren Anforderungen entspricht oder nicht.
Eine mögliche Skala dafür könnte wie folgt aussehen:
+2 übertrifft die Anforderungen in hohem Maße
+1 übertrifft die Anforderungen
0 entspricht den Anforderungen
-1 entspricht den Anforderungen nur teilweise
-2 entspricht den Anforderungen nicht
Fragen, die Sie im Vorstellungsgespräch nicht stellen dürfen
Immer wieder passiert es und es werden Fragen im Vorstellungsgespräch gestellt, die gar nicht gestellt werden dürfen. Weisen Sie darauf auch Ihren Interviewpartner hin. Das Gespräch muss zudem unter Beachtung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) geführt werden. Ziel des AGGs nach § 1 ist es, „Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.“
Unter anderem zu folgenden Themen dürfen keine Fragen gestellt werden:
- Zugehörigkeit zu einer politischen Partei oder politische Meinung
- gewerkschaftliches Engagement
- Religionszugehörigkeit
- frühere Krankheiten (ohne Bezug zum Ausbildungsberuf)
- Schwangerschaft
- Vorstrafen
- intime Fragen.
Mit einem Leitfaden beim Vorstellungsgespräch vergessen Sie nichts und Sie stellen eine gewisse Vergleichbarkeit der Gespräche her. Viel Erfolg für das nächste Interview.
Die Autorin ist selbständige Trainerin, Rednerin und Beraterin. Sie führt Seminare für Ausbilder, Azubibetreuer und Auszubildende durch. Mehr über Sabine Bleumortier erfahren Sie unter www.bleumortier.de.
(Bild: Pixabay)