Stellenanzeigen, die wirklich interessieren
Was ist zu beachten, wenn Sie die optimale Stellenanzeige für Ihr Azubi-Recruiting erstellen wollen? Lesen Sie in diesem Beitrag, welche Inhalte gefragt sind, welche Aufbereitung die Bewerber anspricht und womit Sie letztendlich die Jugendlichen von dem Ausbildungsplatz in Ihrem Unternehmen überzeugen.
Versetzen Sie sich in die Zielgruppe
Bewerber für einen Ausbildungsplatz haben viele Fragen, von denen Sie die wichtigsten in der Stellenanzeige bereits beantworten sollten. Im Folgenden sind die wichtigsten Fragen genannt, an denen Sie sich orientieren können:
? Was erwartet mich in dem Beruf?
Beschreiben Sie kurz und präzise die Aufgaben im Ausbildungsalltag und vermitteln Sie praxisnah, was auf den Auszubildenden zukommt. Insbesondere Schulabgänger, die noch nicht genau wissen, welche Tätigkeiten sich hinter einem bestimmten Beruf verbergen, brauchen ein klares Aufgabenprofil.
! Beschreibung der Aufgaben
“Ein Kontoauszug muss verbucht werden, ein Mitarbeiter benötigt ein Auto für seinen nächsten Außendiensttermin und zwischendurch klingelt das Telefon – als Kaufmann/-frau für Büromanagement organisierst und verwaltest du die verschiedensten Büroabläufe. Von der Auftragssachbearbeitung über den persönlichen und telefonischen Kundenkontakt bis hin zum Rechnungswesen hast du alles im Griff. Sollte eine Veranstaltung für die Kollegen anstehen, übernimmst du die Planung.”
Sprechen Sie doch Ihre eigenen Auszubildenden einfach mal an, welche Informationen sie sich in einer Stellenanzeige wünschen.
? Wie sieht mein Arbeitsalltag aus?
Welche Abteilungen wird der Auszubildende kennenlernen? Mit wem wird er zusammenarbeiten? Aber auch: Wie lange dauert die Ausbildung und welche Arbeitszeiten sind üblich?
! Beschreibung des Arbeitsalltags
“Während deiner 3-jährigen Ausbildung lernst du intensiv die Bereiche Auftragsabwicklung, Empfang und Buchhaltung kennen. Damit du einen Einblick in die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen bekommst, wirst du auch im Marketing mitarbeiten. Zusammen mit unseren derzeit 20 weiteren Azubis verantwortest du zudem eigene Projekte wie beispielsweise die Organisation eines Infostandes auf einer Azubi-Messe.”
? Welche Perspektive bietet mir das Unternehmen?
Die langfristige Perspektive nach der Ausbildung spielt eine große Rolle: Es ist sinnvoll, Aufstiegs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu benennen, die der jeweilige Beruf im Unternehmen bietet, und ggf. deutlich zu machen, dass Azubis bei Ihnen gute Chancen haben, übernommen zu werden.
! Beschreibung der Weiterentwicklungsmöglichkeiten
“Wenn du gut in dem bist, was du tust und gerne bei uns arbeitest, steht einer Übernahme nach der Ausbildung in der Regel nichts im Wege. Du möchtest nach deiner Ausbildung noch studieren? Dann unterstützen wir dich gerne bei einem berufsbegleitenden Studium.”
? Was sollte ich selbst mitbringen?
Beschreiben Sie, welche Mindestanforderungen angehende Azubis mitbringen sollten. Setzen Sie einen bestimmten Schulabschluss voraus? Sind bestimmte Fächer von Bedeutung oder sind es eher Kompetenzen wie Organisations- und Teamfähigkeit, Flexibilität oder Kontaktfreudigkeit, die gefragt sind? Beschränken Sie sich auf die für Ihren angebotenen Ausbildungsberuf wirklich wichtigen.
! Beschreibung der Mindestanforderungen
“Du hast deine Mittlere Reife in der Tasche und bist bereit für eine abwechslungsreiche Ausbildung. Mathematik und Deutsch gehören zu deinen Lieblingsfächern und deine Freunde nennen dich Organisationstalent. Du telefonierst gerne und bist jederzeit hilfsbereit. Aufgaben gehst du gerne im Team an und bist offen für neue Herausforderungen.”
? Warum soll ich mich gerade bei diesem Unternehmen bewerben?
Um sich von anderen Unternehmen abzuheben, sollten Sie überlegen, was Ihr Unternehmen für Azubis attraktiv macht. Für viele Jugendliche ist es besonders wichtig, Wertschätzung zu erfahren, ein angenehmes Arbeitsklima und Spaß an der Arbeit zu haben und etwas zu lernen. Viele Bewerber befürchten, zum Ausbildungsstart ins „kalte Wasser“ geworfen zu werden. Wenn Sie Einführungstage oder ein Azubi-Camp anbieten oder jedem Azubi einen festen Ansprechpartner und eine strukturierte Einarbeitung zusichern, sollten Sie darauf hinweisen.
Hat der Bewerber im Rahmen von Ausbildungsmessen, einem Tag der Offenen Tür oder des Bewerbungsverfahrens die Möglichkeit, ältere Azubis oder Fach- und Führungskräfte persönlich kennenzulernen? Dann erwähnen Sie auch das. Manchmal kommt es nur auf die Formulierung an: Ein Fitnessstudio, in dem die Mitarbeiter kostenlos trainieren können, spricht Azubis mehr an als die Rückenschule. Auch eine moderne technische Ausstattung ist wichtig. Das Gleiche gilt für Jobticket, Essenszuschuss in der Kantine oder andere Vergünstigungen, sowie Mentoren-Programme, Workshops und Webinare.
! Beschreibung der Benefits
“Deine Kollegen, dein Azubipate und auch unsere Ausbilder haben jederzeit ein offenes Ohr für dich. Auch auf die Wohlfühl-Atmosphäre legen wir großen Wert! Ein Kicker, Spielekonsolen sowie der Park direkt vor der Tür sind ideale Plätze für einen tollen Pausenvertreib. Gemeinsame Aktivitäten nach Feierabend, wie gemeinsames Kochen oder ein Ski-Wochenende, stehen auf unserem Programm. Workshops und Webinare unterstützen dich beim Lernen.”
Was sonst noch für die Stellenanzeige wichtig ist
Wo arbeite ich? – Damit ist sowohl ein Einblick in das Unternehmen gemeint, in dem Sie die wichtigsten Fakten wie Standorte, Größe, Kerngeschäft etc. in Kürze aufzählen können. Aber auch die genaue Adresse der Ausbildungsstätte: Auszubildende suchen häufig wohnortnah nach Stellen, da viele von ihnen noch bei den Eltern wohnen. Auch Infos zur Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Parkmöglichkeiten sind von Interesse.
Welche Formalien muss ich beachten? – An wen soll die Bewerbung gesendet werden? Benennen Sie namentlich einen konkreten Ansprechpartner, der auch für Fragen zur Verfügung steht. Auf jeden Fall sollten Sie auch angeben, welche Unterlagen Sie konkret benötigen und in welcher Form die Bewerbung eingereicht werden kann. Sollten Sie einen Bewerbungsschluss haben, vergessen Sie nicht, das Datum zu nennen, bis wann die Unterlagen eingereicht werden können und zu wann die Ausbildung startet.
Das sollten Sie bei Online-Anzeigen beachten: Wenn Sie den Text für Ihre Anzeige formuliert haben, sollten Sie überlegen, wo Ihre Zielgruppe diese am wahrscheinlichsten liest: In der Tageszeitung, im Wochenblättchen oder doch eher online, z. B. in Stellenbörsen, auf Azubi-Portalen, Businessplattformen und Social Media-Portalen wie Facebook Jobs oder Google for jobs oder in der Jobbörse der Agentur für Arbeit. Generell bieten Online-Anzeigen nützliche Mehrwerte, es gibt aber auch Einschränkungen. Nützlich sind beispielsweise die Möglichkeiten, direkte Links auf Online-Bewerbungsformulare, die Karriere-Webseite oder den Facebook-Auftritt Ihres Unternehmens einzufügen. Bei Anzeigen auf der unternehmenseigenen Karriere-Webseite und auch in manchen Stellenbörsen können Sie den Unternehmensstandort in Form einer virtuellen Karte einbinden.
Bei der Gestaltung denken Sie immer auch an die Darstellung auf Mobilgeräten wie Tablets und Smartphones. Dabei können Sie die Aufbereitung der Informationen auf Ihrer unternehmenseigenen Webseite ganz individuell auf Ihr Unternehmen anpassen. Machen Sie sich Gedanken, inwiefern Sie die Vielfalt Ihres Unternehmens auch bildlich darstellen können. Sollten Sie Bilder einfügen, dann nur eigene aus Ihrem Unternehmen. Denn Fotos aus Bilddatenbanken können auch andere Unternehmen für Anzeigen verwenden, aber vor allem wirken diese wenig authentisch. Doch das Einfügen von Bildern funktioniert nicht überall: In manchen Online-Stellenbörsen ist die Darstellung der Anzeigen vereinheitlicht.
Der gewünschte Effekt, mit den Bildern Aufmerksamkeit zu erzeugen, bleibt in Jobsuchmaschinen oder in der Google-Suche aus, da dort in der Regel keine Vorschaubilder angezeigt werden, allenfalls das Unternehmenslogo. Im Zweifel legen Sie den Fokus lieber auf einen aussagekräftigen Text und eine präzise, ansprechende Stellenbeschreibung.
Anforderungs- und Aufgabenprofil:
- Erstellen Sie zuerst ein Berufsprofil und leiten Sie daraus wichtige Anforderungen an den Auszubildenden ab.
- Beschränken Sie sich auf die Mindestanforderungen – ein umfassender “Wunschkatalog“ wirkt abschreckend.
- Nennen Sie konkrete Aufgaben und vergessen Sie nicht, Besonderheiten zu erwähnen (z. B. körperlich anstrengende Aufgaben, Arbeiten an der frischen Luft).
Auf die Wortwahl kommt es an:
- Achten Sie auf eine persönliche Ansprache: “Sie besitzen die Mittlere Reife“ klingt ansprechender als “Voraussetzung: Mittlere Reife“. Duzen Sie die Bewerber in Ihrer Anzeige nur, wenn Sie sich im Unternehmen ebenfalls so ansprechen.
- Wählen Sie Ihre Formulierungen so konkret wie möglich, denn: Bezeichnungen wie “flexibel“ oder “belastbar“ können auch negativ aufgefasst werden: Die Schüler könnten denken, es würde viel Mehrarbeit anfallen etc.
- Benutzen Sie eine klare, einfache und verständliche Sprache.
- Lassen Sie Floskeln und allgemeine Beschreibungen wie “spannend“ oder “abwechslungsreich“ weg. Diese sagen nichts über den Beruf aus. Benennen Sie stattdessen konkrete Aufgaben oder weisen Sie z. B. darauf hin, dass der Azubi mehrere Abteilungen kennenlernt.
- Verwenden Sie keine Fachbegriffe oder englischen Begriffe – Sie können nicht davon ausgehen, dass der Bewerber diese kennt.
Womit Sie sich vom Wettbewerb absetzen
Ein Mitarbeiter-Zitat, eingebunden in Ihre Anzeige, kann ein Hingucker sein, sofern es sich um ein aussagekräftiges Statement handelt, das für den künftigen Azubi relevant ist. Authentizität hat hier oberste Priorität. Das gilt auch für Erfahrungsberichte von Mitarbeitern, Testimonial-Kampagnen, den Azubi-Blog oder Media-Inhalte wie Videos, auf die Sie verweisen können.
Tipp: Zielgruppe öffnen
Wollen Sie nur junge Schulabgänger ansprechen? Oder können Sie sich auch vorstellen, unter Studienabbrechern zu rekrutieren? Dann erwähnen Sie das explizit! Sie können beispielsweise betonen, dass Sie deren Erfahrungen schätzen, um zu unterstreichen, dass bei Ihnen niemand wegen seines Alters durch das Raster fällt.
Fazit
Versuchen Sie, sich beim Schreiben in Ihre Bewerberzielgruppe hineinzuversetzen und fragen Sie Ihre Azubis, ob der erstellte Text sie anspricht. Mit deren Rückmeldung gelingt Ihnen die optimale Stellenanzeige.
Quelle: M. Dinter, in: wirAusbilder, 1/2019, S. 12-15.